19. Februar 2004

Jeff Bernard ist Semiotiker. (Zeichen. Ausdruck. Bedeutung. Ja.) Und manche werden sich erinnern. Er war vermutlich der erste im Land, der sich mit der autonomen Initiativenszene wissenschaftlich befaßt hat ... ein sattes Werk aus dieser Befassung herausgearbeitet hat. Solche Arbeiten wären ein guter Anlaß, die Notwendigkeit inhaltlicher Arbeit ernst zu nehmen. Hat sich aber in der Szene nicht durchgesetzt.

Kant schrieb in seinem Aufsatz „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ im Jahre 1783: „Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich unternehmen.“

Hmpf! Hat das irgendwas mit uns zu tun? Lieber nicht, gell? Ich plaudere mit Bernard via Email grade so ein bißl übers Leben. Dabei hat er mir ein schönes Bonmot zugespielt. (Den Anlaß dafür verrate ich nicht.)

„Einige Ratten verlassen das scheinbar sinkende Schiff, klar, aber dadurch wird es moglicherweise wieder manovrierfahig.“

Das Manövrieren. (Navigator, Gubernator, Gouverneur ... was fällt mir dazu gerade ein? Nein!) Ich hab mein alten Schleppkahn grade weggeschmissen. Ab heute werde ich endlich wieder ein Auto mit Winterreifen haben. Und der Winter ist fast vorbei. Sehr pfiffig ...

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Kunst und Politik ... unter dieser Kappe von Beuys steckt Robert Adrian X.

Das Manövrieren. Tja. Geri Trübswasser schrieb mir gerade:
„... denn ich bin auf einer voellig stressfreien reise an den/auf dem rio coco - grenzfluss zwischen honduras und nicaragua - und hier gibts ploetzlich internet. ist schon toll.“

Das geht ganz ohne Winterreifen, muß ich annehmen. Wenn man an seinem Arbeitsplatz folgendes Türschild hat: „Karibik-Universitaet URACCAN, Puerto Cabezas / Bilwi“. Also heißt es tapfer bleiben.

Nun also zu ernsteren Angelegenheiten. Aus einer geheimen Untergrundwerkstatt für Brachialphilosophie erhielt ich unlängst Post, in der folgender Terminus vorkam: „claire des nations“. Ich fragte nach: „klingt wie eine nachspeise. was ist das?“ Die Antwort: „Ein Xenophoben-Krapfen mit Fülle!“ Schluck!

Ergänzend schrieb man mir: „So finden eben alle Adepten zu neuen und alten Rezepten“ (Aus: Nicht Joseph, Philip oder Gerhard, sondern Eugen. Mit einem Poster von Claire Goll. Verlag Roth gibt Rat, Grammeln in Neusiedl, Schrammeln in Wien, Schrammen in Buxtehude, Grammys in Awards 2004)

Als bald schon älterer Herr fragte ich nach: „das klingt als wärs nix für jungs mit hohem cholesterin-spiegel.“ Die Antwort: „Dann gibt es den Bio-Xenophoben-Krapfen mit strenger Anti-Fülle.“ (Grübelgrübel ...)

Gut. Zurück zum Thema Zeitgeschichte. Ich hab nie wo gelesen, die Nazi hätten sich selbst als Faschisten bezeichnet. Mussolini hat das, wie erwähnt, anfangs auch nicht getan. Es scheint auf Umwegen geschehen zu sein. Der umstrittene Historiker Nolte weist darauf hin, daß die Deutsche Linke Anfang der 1920er-Jahre mit einem „Antifaschistentag“ gegen Mussolinis Schwarzhemden protestiert hätten.

In manchen Texten findet man die Schreibweise „Faszisten“, was auf den Ursprung des Begriffes hinweist. Faszes. Bündel. Rutenbündel, in denen ein Beil steckte. Symbol der Amtsgewalt römischer Liktoren. (Die hatten dieses Symbol ihrerseits übernommen, ich glaube von den Etruskern.)

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Politik ganz ohne Kunst ... unter dieser Kappe á la Adolf steckt Hubsi Kramar.

Das ist ein ziemlich gängiges Inszenierungsdetail der Faschisten, daß sie sich über Symbole und Behauptungen auf sehr alte Zeiten, also ganz lange Dauer berufen haben. Ein „Einserschmäh“, der heute noch in nationalistischen Debatten zu Fragen der Legitimation eingesetzt wird. Denn, nur als Beispiel, das soll mir doch mal wer erklären, was das durchgängig „Österreichische“ sei, wenn etwa von tausend Jahren Österreich“ die Rede ist.

[Shocking! Auf einen Tippfehler im Wort Terminus hat mir meine Software eben das Wort „Teerminus“ vorgeschlagen. So als wäre mir beim Asphaltieren einer Straße ein Fehler unterlaufen. Ist schon erstaunlich, welchen Empfehlungskatalogen wir uns da ausgeliefert haben.]

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