17. Jänner 2004
Der
erste Monat des Jahres ist gerade halb durch. Und ich hab schon Klarheit, was ich für den
miesesten Satz von 2004 halte. Ein Halbsatz, der lautet:
Und ich sage noch einmal ...
Ich
habe den Satz eben aus dem Mund einer Politikerin gehört. Dieses gut geölte Geschwätz.
Das einen Marker produziert. Auf den ich mich ganz gut verlassen kann.
Und
ich sage noch einmal ... ist nicht nur ein häßlicher Satz. Er liefert mir einen
ziemlich verläßlichen Hinweis, daß ich mich beruhigt abwenden kann, denn da wird
Kampfrhetorik angestimmt. Die mir nichts mitteilen, sondern mich überrennen will.
Dieser
Satz markiert Falschmünzer. In ihrem Kielwasser findet man meist auch unrettbare Agenten
der Dummheit. Leute die allen Ernstes Sätze wie diesen sagen: Und ich wiederhole
noch einmal ..., wenn sie eigentlich meinen Und ich sage noch einmal
..., also sagen sie noch einmal noch einmal ... ach, wie mir diese
Sprücheklopferei die Plomben zieht!
Vor
allem, weil sich so die Haumeister der Macht zeigen. Diese begehrlichen Putztrupps, die
den Leuten den Geist schrubben. Denn das ist ja alles nicht bloß so dahingeredet. Das ist
ein Luftschnappen nach Rang und Position.
Vor
jeder menschenverachtenden Katastrophe der letzten zweihundert Jahre lassen sich solche
Schwätzer auffinden. Dem Schlachten von Menschen geht eine Schlacht der Worte voraus.
Dieses Geschäft hat sein lebhaftes Personal. Dieses Gesindel hat seine zivilen Ableger,
die sich zu allen erdenklichen Anlässen vor die Kameras und Mikrofone drängen.
Sie
werden uns in den nächsten Monaten wieder den Geist zu schrubben versuchen. Es gefiele
mir sehr, wenn Autorinnen und Autoren ihren bevorzugten Stoff, die Worte und Sätze, immer
wieder gegen die Sprücheklopfer verteidigen würden, ihnen das Geschwätz entreißen und
in den Rachen zurückschieben ... aber das ist vermutlich eine zu martialische
Vorstellung.
Und
auf mildere Art geschieht es ohnehin. Wenn ich zum Beispiel im jüngsten Buch des
Neapolitaners blättere und finde auf einer der 700 Seiten einen Satz wie diesen:
der tag war eröffnet mit dem tod meines vaters
So
schreibt Gerhard Kofler [LINK]
in seiner Poesie von Meer, Erde und Himmel. Jedes Gedicht ein Argument gegen
die Falschmünzer. Oder. Eben hörte ich jemanden sagen, der Dramatiker Werner Schwab sei
ein Nestroy im Vollrausch.
P.s:
Milla Jovovich [LINK] hat Klarheit,
welches Haarshampoo ihr den optimalen Schutz gewährt. Aber bitte! Woher weiß man, daß
neun von zehn Katzen Futter aus einem bestimmten Gatsch-Beutel bevorzugen? (Da muß ich
mal die Neuwirth [LINK]
fragen ... ich denke, die kennt sich mit Katzen aus.)
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