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] Das Autor/Übersetzer-Verhältnis
Ich
hatte wahrlich nicht vor, Handke-Übersetzer zu werden als ich die Kollegen bei Farrar
Straus in den späten 60er Jahren davon überzeugte, die ersten Sprechstücke und den
Roman "Die Hausierer" auch auf amerikanisch zu machen. Nur während ich mir
überlegte wer denn als Übersetzer in Betracht käme, und ich mit der Übersetzung der
einmaligen "Selbstbezichtigung" [für Libgart] auf meiner Schreibmaschine
herumzuspielen begann, machte das einen solchen Spaß, dass ich dann all die Stücke
inklusive "Über die Dörfer" übersetzte, eine Arbeit, die teilweise in
Fällen wie die der Schimpf Salvoes am Ende der "Publikumsbeschimpfung"
ein von dem Original inspirierte Neuerfindung von mir erforderte. Ich habe über all das,
das meiste wenigstens, was damit zusammenhängt, einen langen schön bösartigen Essay auf
amerikanisch geschrieben, der durch die folgenden Links leicht zugänglich ist. [LINK 1] [LINK 2]
Peter Handke glaube ich, im Frühling 1969 in Berlin. Zu der Zeit wohnte, hauste
Handke samt Libgart Schwartz, und "Bebe" Amina, und Zeitungsstapeln in der
Leihwohnung [eines auch Adorno bekannten] Prinzen in der Uhlandstrasse. Ich kannte mich in
der Gegend gut aus; seit einem halben Jahr des Studiums deutscher (ostberliner)
Theateraufführungen zum Ende der 50er Jahre. Außerdem bin ich gebürtiger Berliner; die
Luft da tut mir immer gut. Als ich eintrat, traute sich meine amerikanischen Ohren nicht
ganz, dass da Dylans "Lay Lady Lay" auf dem Plattenspieler spielte, und deswegen
ist mein Bild, das erste Bild, dass mir dazu einfällt: Handke der da "on a big brass
bed" liegt! Traumarbeit, die die Erinnerung entstellt. Es ist so wie Handke es sehr
schön und wahrhaftig in der "Kindergeschichte" beschreibt: auch mir wurde auf
Anhieb Baby Amina gezeigt, was ich für vollkommen normal hielt, und da ich Vorliebe für
Babies und Kinder aller Art [bis auf eine gewisse Sorte amerikanischer, die auch W.C.
Field schon haßte] habe, im Vergleich mit den Revoluzzern die da keine Zeit dafür
hatten, trotzdem ich immer noch revolutionär angelegt bin; Babies gern in meine Augen
aufnahm; und wunderte mich nicht im geringsten über dieses Vorzeigen, empfand es sogar
als Zeichen! Ich war damit irgendwie in die Handke Familie aufgenommen! Inwiefern auf alle
Art Handke ein obsessiver Vorzeiger, von viel mehr als Leibesfrüchten, ist mir erst
später aufgefallen und hat zu fruchtbaren Überlegungen geführt. Wie beinahe jedesmal,
ging es dann auch sofort raus aus dem Haus, heraus aus der in diesem Fall unheimeligen
Wohnung, auf den Kudamm, in diesem Fall in ein Outdoor Café; was auch, in diesem ersten
Fall, mich nicht im geringsten störte oder verwunderte; und mir dann aber in Paris dann
doch sehr komisch vorkam, dass Handke scheinbar sofort Platzangst oder was immer hat,
sowie er allein mit einem anderen Mann in einem Zimmer zusammen ist. Das einzige, an dass
ich mir erinnere, über Vorschläge zur Verbesserung der Kaspar Übersetzung war Handkes Wunsch
insbesondere den Satz "Ich möcht ein solcher sein wie ein Anderer gewesen ist"
so abstrakt wie möglich zu formulieren. Danach schrieb er mir auch noch, dass die
Verhunzungen der Verse am Ende des Stückes ihm zu wild oder locker vorkamen, aber
"sie [ich] werde das wohl selbst am besten beurteilen können." Handke hatte
schon recht, "the spirit of the thing" hatte Überhand genommen, aber ich
änderte das erst, als Peter Brook es auch beanstandete, nachdem das Stück schon gedruckt
in dem Band "Kaspar & Other Plays" erschienen war. Brook hat
"Kaspar" dann aber nur in Irrenhäusern aufgeführt. Der hat auch schon lange
Ausverkauf gemacht und zu den kontemporären Dramatikern das Verhältnis verloren. Es kam
dann zu schöner Zusammenarbeit am "Kaspar" mit Herbert Berghof und E.G. Marshall
in dem H.B. Studio.
Ich
erinnere mich nicht an irgendwelche Korrespodenz die Übersetzungen des
"Tormann" oder der Gedichte in der "Innenwelt" oder "Nonsense +
Happiness" ["Blaues Gedicht," "Leben ohne Poesie," etc.],
betreffend.
So
um 1973 herum entschuldigte sich Handke, dass er die Konzentration verloren hätte, und
änderte eine eher emotional beladene Passage in "Die Unvernünftigen sterben
aus" in sein bis dahin typisch Unterkühltes zurück. Das war zur Zeit der
langandauernden Pariser Krise, als er ziemlich wackelig war.
Zu
einer Zeit überlegte ich auch zusammen mit dem Regisseur der Amerikanischen Erst
Aufführung der Unvernünftigen , dass dem Stück doch ein Paar Songs
Brechtscher Art geholfen sein könnten, und ich und Carl Weber arbeiteten viele Monate mit
Jerry Leiber + Mike Stoller, deren hauptsaechlich schon geschriebenes Zeug irgendwie
passend zu machen, hineinzuferchen. Dabei kam es auch zu einem Leiber Besuch in der Rue Montmorency
in Paris wo Handke die schönen Worte sagte: I dont do Singspiel.
Ich
habe mich ausführlich
über die begeisternde Arbeit an der Übersetzung von "Über die Dörfer" in der
amerikanischen Ausgabe "Walk About the Villages" [Ariadne Press] ausgelassen; und
das ist auch auf der Custom-Seite vo