van.at: literatur (beiträge)

• Michael Roloff / Schliche #2

Dem Handke auf die Schliche:
Stempelung einer Briefmarke zu Lebzeiten
=II=

B] Im Vergleich zu den Texten, mit der Person des Autors eher reich an ambivalenten Erfahrungen, sehr schlimmen und äußerst generösen: [a] Er war so beglückt von meiner Übersetzung von "Über die Dörfer" er hielt es für mein Werk! Was mich so verwunderte, ich dachte: dieser Mensch, der sich zwar oft wunderlich benahm, der ist doch nicht verrückt geworden, er muss sich doch erinnern, dass ohne ihn da nichts da gewesen wäre; aber immerhin, und in was für eine brenzlige Nähe sich Übersetzer und Verfasser kommen können, von so einem Werk dann bei einer solchen Arbeit, das alles aus beiden herausholte, und in meinem Fall schon so ziemlich was die Arbeit an diesem Text, unter den wahrlich ungewöhnlichen Umständen unter denen es übersetzt wurde, nämlich das Beste, aus mir herausgeholt hatte, aber wie viele andere hatten das geschafft [na ja, die liebe Nelly Sachs einst durch erschöpfende Trauerarbeit, ein Hochhuth-Buch, Tell 38, die psychologische Tortur, ich selbst allein ja scheinbar nicht, [b] als seine Antenne - "wie", darüber kratze ich mir noch immer am Kopf, -  er es aufspürte, da unter den fröhlichsten Umständen in der Bar Barnabus Rex in der Duane Street in 1976 in New York [siehe Notiz über jemand der so ernsthaft wie verspielt veranlagt ist in dem mir wichtigsten Handke Buch, "Die Geschichte des Bleistifts", weil ein Buch in dem man die Arbeit, das Handwerk der Fantasie,["Schliess die Augen, und.." ist der Anfang von "Chinese des Schmerzens" in dem "die Welt" dann erneut auftaucht.] wie es man zur Zeit seiner grossen Wende [1975-80] verfolgen kann - dass nervöse Unterbewusste es wahrscheinlich nicht vergessen hatte - mein Versprechen den anderen zwei Verlagsinhabern 50 K Dollars als Kapital zuzusteuern, ohne geringste Idee wie ich so etwas ohne Bank Holdup schaffen würde [zwei andere Freunde hatten auch Antennen - es war die Zeit da die Heuschrecken noch empfindliche Fühler hatten!].    Inzwischen habe ich ziemlich geschulte Sicht, und lange Schufterei in Handke Minutiositäten, auf Nerven und Gehirn und so, und die Tricks die sie mit uns spielen, und dem wieder und wiederlesen der Texte, vom Detektiv auf alles abgeklopfte - ja wie man sich so durch die Jahre hin kennenlernt. Herr Handke offenbart sich in seinen Texten beinah vollkommen. "Das lässt sich alles vom Autobiographischen aufrollen," sagte er zu Herbert Gamper, seinem Eckermann, in "Ich Lebe doch nur von den Zwischenräumen", wobei man hierbei nicht nur das rein Faktische   ["Kindergeschichte" wonach Handke sich wuenschte mal wieder etwas Luegen zu koennen; "Wunschloses Unglück", das er dann als eigentlich nur ein Buche ueber sich selbst hielt, a la: Madme Bovary, c’est moi] sondern auch Geisteszustände ["Der Hausierer", des der absoluten Angst ausetzt zu sein aber sie zu Ueberwinden, mit einer ganzen Reihe von Taktiken], transformiertes ["Über die Dörfer"], Impulse, Widersprüchliches, miteinbeziehen sollte. Anlagen zu dies und jenem, Gehemmtheiten und in Handkes Fall eine besonders ungewöhnliche Kombination von Gehemmtheiten und Ungehemmtheiten; und es hat dem CIA-Agenten in Sachen Handke ja auch einen Heidenspaß gemacht zu lesen, zu finden wie wenig da der große Selbstdarsteller, bei diesem sich in der Öffentlichkeit nackt auszuziehen nicht entblößt hat, und wie wenig die angeblichen Leser dieser Werke, besonders die dazu angeheuerten, davon abgelesen haben, was so wenig auf die Dauer davon in ihren spinnenweblosen Köpfen hängenbleibt, was außer den gewöhnlichen Repertoir von Etiketten es von ihnen, die ja wohl alle irgendwie aus der ziemlich trostlosen Germanistik herstammen, herausdrängt - um nicht zu sprechen von dem Heer der Nichtlesern aber Meinungsfreudigen wie z. B. ein ganz sonderlicher Krähenfresser ["eat crow"], in Wien, der ja Herrn Handke untertänlichst gegenüber zugibt wenig davon, aber trotzdem die wildesten, angeblich aufklärerischen!, Meinungen auf seiner Website - "brainfarts" indeed!- herauszufurzen. Im Unterschied zu diesen möchte ich versuchen ein wenig Klarheit, ein Soupçon, wirklich nur ein klein wenig Verstehen, in die so wundersame ewige Wiederkehr der Handke Skandale bringen. "Verstehen" ist das Versprechen der Psychoanalyse, ein Versprechen welches diese immer weitausgreifendere Disziplin, ja sie hält dieses Versprechen schon wenn man sich auf diesen langen Marsch einlässt, die Kuriosität hat Widersprüchliches aufzuspüren, von beidem gibts nicht viel in den Handke Debatten [von ihm schon, am Schreibtisch, und besonders in seinem "Einbaum"-Stück welches ja von widersprüchlichen Ansichten strotzt]. Zum Ende dieses ausufernden Verstehens, wenn man sich mal wirklich darauf einlässt käme dabei vielleicht ein Gegenstück heraus zur "Kunst des Fragens" namens “Lawine, Moräne, unendlicher Fluss der Antworten.” Also, erstmals was Handke persönlich betrifft, sein Urteilsvermögen, und so, und dann ein Kommentar, der Gefechtslagebericht.  

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