Mischa Lucyshyn: Thomas Paines "Das Zeitalter der Vernunft" (#94)

 

Kapitel III

 

 

Konklusion (h)


Wenn die Menschen schon predigen müssen, so soll es wenigstens etwas Erbauliches sein - und auf Basis wahrer Texte.

Die Bibel der Schöpfung ist dafür eine unerschöpfliche Textquelle. Jeder Zweig der Naturwissenschaften, egal, ob er sich mit

der Geometrie des Universums befaßt, mit den Systemen des tierischen und pflanzlichen Lebens oder mit den Eigenschaften

der toten Materie, eignet sich als Basistext zur Anbetung, zur Philosophie und zum Fortschritt der Menschheit. Man mag nun

entgegnen, eine solche Revolution des Religionssystems erforderte, daß jeder Priester auch ein Philosoph sei. Ganz genau:

Und jedes Gebetshaus sollte eine Stätte der Wissenschaft sein.


Erst als man sich von den unabänderlichen Gesetzen der Wissenschaften und dem Licht der Vernunft abwandte, um

die Erfindung der sogenannten geoffenbarten Religion zu etablieren, entstanden die wilden und blasphemischen Täuschungen,

die seither über den Allmächtigen im Schwange sind.


Zuerst machten ihn die Juden zum Vernichter der Menschheit, um ihrer eigenen Religion Platz zu schaffen. Die Christen legten nach

und erklärten ihn zugleich zum Mörder seiner selbst und zum Gründer einer neuen Religion, welche die der Juden ablösen und verdrängen

sollte. Aber um das zu ermöglichen, mußten sie alle annehmen, daß Seine Macht und Weisheit unvollkommen sind und sein Wille

wankelmütig: Wankelmut des Willens aber ist eine Schwäche der Urteilskraft.


Jeder Philosoph weiß, daß die Gesetze des Schöpfers sich weder in den Prinzipien der Wissenschaften noch in den Eigenschaften der

Materie je geändert haben. Weshalb sollte man nun annehmen, sie hätten sich in den uns Menschen betreffenden Angelegenheiten

verändert?


Ich beende hiermit dieses Thema. Ich habe in all den vorangestellten Teilen dieser Arbeit gezeigt, daß sowohl das Alte wie auch das

Neue Testament Schwindel und Fälschungen sind. Die Beweise dafür sind von mir aufgelistet worden - nun mögen sie widerlegt

werden: wenn das jemand schafft. Die hier im Schlußteil notierten Überlegungen überlasse ich dem Nachdenken meiner Leserinnen

und Leser. Ich bin sicher, die Wahrheit wird sich letzten Endes mit aller Kraft durchsetzen, sobald die Meinungen frei sind -

nicht nur in Angelegenheiten des Staates, sondern auch in denen der Religion.


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Photo: Weybourne, North Norfolk Coast

 


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