Mischa Lucyshyn: Thomas Paines "Das Zeitalter der Vernunft" (#37)
Rekapitulation
Ich stelle fest, daß ich schon viel mehr über das Thema geschrieben habe als ursprünglich
geplant, und fasse darum zusammen.
Erstens - die Idee von einem Wort Gottes oder der Glaube daran, es könnte gedruckt, geschrieben
oder gesprochen existieren, ist in sich widersprüchlich aus den angeführten Gründen. Diese Gründe
sind unter anderen das Fehlen einer universellen Sprache, die Veränderlichkeit der Sprache,
Fehler in Übersetzungen, die Möglichkeit des völligen Niederschweigens, die Wahrscheinlichkeit
von Veränderungen oder gar der Erfindung und damit des Betrugs an der Welt.
Zweitens - die Schöpfung, die wir wahrnehmen, ist das wirkliche und ewig existierende Wort Gottes,
in dem wir nicht getäuscht werden können. Es spricht von seiner Macht, es zeugt von seiner
Weisheit und verkörpert sowohl Güte und Gnade des Schöpfers.
Drittens - die moralische Pflicht der Menschen besteht in der Nachahmung dieser moralischen Güte
und Gnade Gottes, wie sie sich gegenüber allen seinen Geschöpfen manifestiert. Wir sehen
diese Gnade Gottes gegenüber uns Menschen täglich, sie ist ein leuchtendes Beispiel und
fordert dazu auf, uns zueinander auf dieselbe Weise zu verhalten. Daher ist jede Art von Verfolgung,
jede Rachsucht zwischen Menschen und jede Grausamkeit an Tieren ein Verbrechen gegen unsere
moralische Verpflichtung.
Die Frage nach einem Leben nach dem Tode kümmert mich wenig. Ich bin zufrieden damit,
daran zu glauben - ja beinahe überzeugt davon zu sein, daß jene Macht, die mir meine Existenz
verliehen hat, diese auch verlängern kann, in welcher Art und Weise immer, mit oder
ohne diesen Körper. Es scheint mir eher wahrscheinlich, daß ich weiter existieren werde,
als daß ich vor meinem jetzigen Dasein bereits existiert haben sollte.
Es ist gewiß so, daß sich alle Nationen auf der Erde und alle ihre Religionen in einem Punkt einig sind:
Sie glauben an einen Gott. Worin sie einander widersprechen sind nichts als überflüssige
Glaubens-Anhängsel. Wenn also je eine universelle Religion sich bilden sollte, so wird das nicht durch
einen neuen Glauben geschehen, sondern dadurch, daß man all diese redundanten Anhängsel entfernt
und so glaubt, wie die Menschen in ihrem Anfang geglaubt haben:
Adam, sofern es diesen Mann je gegeben hat, wurde als Deist geboren.
Bis es aber soweit ist sollen alle, wie es ihr Recht ist, jener Religion und jener Messe folgen,
die ihnen genehm ist.
Ende des ersten Teils
Photo: Little Walsingham, Norfolk