Mischa Lucyshyn: Thomas Paines "Das Zeitalter der Vernunft" (Intro)

An Stelle einer Einleitung.

In Linz beginz, heißt es.
Am vierten November 2008 nämlich:

Die ÖVP der Stadt Linz hat am Dienstag eine Anzeige an die Landesbehörden
geschickt, weil in den Gruppenräumen der Kindergärten und Horte
die im Gesetz vorgesehenen Kreuze nicht aufgehängt sind.

Wenn wundert´s, daß gut ein halbes Jahr später Hatzibratzi,
dem das Hopfengebräubestellen den glasigen Glubscherln nach
zu schließen habituell geworden ist, als Kruzifixfuchtler durch die Lande zieht,
und dieselbe ÖVP, die Kindergärten und Schulen am liebsten mit Kreuzerln
vernagelt sähe, ihren jahrelang weggesperrten Schoßhund
nicht zurückzupfeifen vermag, wenn er endlich Wahlkampfgassi gehen darf,
wo ihm doch bloß der Druck zu groß geworden ist,
daß er seiner Natur folgen muß wie jeder andere brave Soldat und Kreuzritter auch.

Moral: Wer sich einen Gotthabihnseligjörg aufpfropft, soll sich nicht ob
der Früchtchen wundern, die auf den Heimat- und Vaterlandboden plumpsen.

Es ist nicht nur deshalb eine Freude, an ein Werk zu erinnern,
das im Paris des Jahres 1794 erstmals gedruckt worden ist -
und in England wenig später verboten werden sollte:

Thomas Paine´s "The Age of Reason".

Die Frische des Originals ist schwierig zu transportieren,
darum mag die in den folgenden Monaten hier erscheinende
Übertragung wenigstens als bescheidene Aufforderung gelten,
den englischen Text im Original zu lesen:
Und sei es nur, um die Unzulänglichkeiten dieser Übertragung
aufzuzeigen, welche Hinweise mit großer Dankbarkeit angenommen werden.

Zu Thomas Paine´s Zeit verfolgten die Behörden jenes Landes,
in dem er geboren worden war - Thomas Paine kam in dem kleinen Städtchen
Thetford in der englischen Grafschaft Norfolk zur Welt -  alle,
die das Buch lasen, es kommentierten oder diskutierten.
Verehrer des Verfassers, die dessen Bild in ihren Wohnungen oder Häusern an
die Wand genagelt hatten (anstelle eines Kruzifix?) wurden verhaftet.

Die Lektüre von Thomas Paine´s Werk ist stets ein so köstliches
und anregendes Vergnügen wie das konzentrierte Hören der Kompositionen
seines Zeitgenossen Joseph Haydn, der nur wenige Tage vor Thomas Paine starb.

Ich widme diesen Übertragungsversuch nicht nur, aber besonders
meinen Nichten Charlotte & Filippa Mara, meinem Neffen Theodor
und dem Gedenken an meine Großeltern Margareta & Josef.

mischa lucyshyn

Norwich, im Mai 2009


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