kunst.rasen: wovon
handelt kulturpolitik?
Weg mit Krusche!
(Eine kleine Polemik)
Ich durfte mir vor einiger Zeit folgenden Befund zustellen lassen:
"Immer wieder ist bei der ergebnisorientierten Betrachtung seiner
kunstpolitischen Projekte festgestellt worden, dass nur heiße Luft produziert wird und
nicht von Mehrheiten getragen wird."
Das war Ausdruck einer Bemühung von regionalen Funktionären, ein
privat initiiertes Kulturprojekt abzustellen. Beleg für die Summe der aufgestellten
Behauptungen blieb man freilich schuldig.
Es gibt eine starke Tendenz, zwischen Kulturschaffenden und den
Funktionstragenden aus Politik und Verwaltung zu polarisieren. So als wäre hier
im Lager die Kultur und dort die Kulturpolitik. Das ist ein fatales Konzept der
Bipolarität, wie sie wohl das ganze 20. Jahrhundert ein dominantes politisches Prinzip
gewesen ist. Deutsche und Slawen, Ost und West, Juden und Arier, Rechte und Linke...
Wer Kulturpolitik auf gerade einmal zwei Lager verteilt und
zwischen diesen Lagern polarisiert, dürfte wohl eher an der Vergangenheit orientiert
sein. Für eine angemessene Zukunbftsorientierung reicht so ein verengter Blick kaum.
Hier ein Beispiel für den kulturpolitischen Status quo im Bezirk
Weiz. Eine private Kulturinitiative, die mit Jänner 2009 das überhaupt erste
LEADER-Kulturprojekt der Steiermark realisiert hat, es läuft bis heute unter dem Titel "kunst ost", wurde von
Funktionstragenden der Bezirkshauptstadt in umfassender Verletzung der Prinzipien von
LEADER, Lokale Agenda 21 und Regionext angefochten.
Diese Anfechtung wure bis heute nicht revidiert, es fehlt zugleich
an Belegen für jene erbrachten Leistungen, welche die Autoren dieser Schrift in Aussicht
gestellt haben. Drei exemplarische Zitate aus dem Papier:
"Ein künstlerischer Leiter (Herr Martin
Krusche) würde alleine oder im engen Kreise bestimmen "was" Kunst in unserer
Region ist und sein sollte. Dadurch wäre der Vernetzung, der Einbringung von
Partikularinteressen aller Mitgliedsgemeinden der Region und auch der Vielfalt der
Künstler ein Riegel vorgeschoben."
"Das Projekt würde sich damit selbst widersprechen,
weil Vernetzung nicht nur das Ziel sondern auch das Werkzeug für die Ausrichtung der
Kulturregion Weiz-Gleisdorf sein sollte. Die Meinungsvielfalt der Künstler wäre dadurch
eingeschränkt und es gäbe nur eine Person bzw. einen Personenkreis aus der Region, der
vorgibt was Kunst ist und sagt was geschehen soll."
"Die bereits bestehenden Institutionen unserer
Region erfüllen im Wesentlichen die Projektvorstellungen des Antragstellers Martin
Krusche nach einem Kompetenzzentrum für Kunst und Kultur. Natürlich kann man im Rahmen
der Kulturbeauftragten und der Bürgermeister unserer Region diese Kompetenzen noch
aufwerten. Das von Martin Krusche angedachte Kompetenzzentrum findet allerdings keinen
Zuspruch in unserer Region, weil es große Teile der Kunstschaffenden ausschließt oder
nicht zu integrieren vermag. Aufgrund seiner Vorgehensweise in der Vergangenheit wollen
bedeutende Kulturträger und Kulturschaffende aus der gesamten Region nicht mit ihm
zusammenarbeiten - auch nicht die "großen KünstlerInnen" in seinem
unmittelbaren Umfeld. Immer wieder ist bei der ergebnisorientierten Betrachtung seiner
kunstpolitischen Projekte festgestellt worden, dass nur heiße Luft produziert wird und
nicht von Mehrheiten getragen wird. Es ist zu befürchten, dass nur Projekte, die nach
seinem Kunstverständnis definiert sind, zukünftig Förderung finden."
Die Autorenschaft des hier vorliegenden "Kampfpapiers"
ist nie offengelegt worden. Klar ist nur, daß es aus dem Weizer Rathaus kam und daß es
bei einer formellen Besprechung mit der damaligen Landeskulturreferentin Bettina Vollath
auf dem Tisch gelegen hat.
Die Textdatei trug, wie sie mir zugesandt wurde, die Bezeichnung "Protokoll
zur Besprechung Kultur Ost - LRin Vollath 11-09.doc". Ich konnte aus der
Kulturabteilung des Landes eine Bestätigung erhalten, daß es dieses Gespräch gegeben
hat und daß dieses Dokument dabei zur Debatte stand: "Datum: Thu, 26 Nov 2009
14:01:32 +0100 Lieber Martin, das Dokument war mir bekannt, von diesem Gespräch weiß ich
aber auch nichts weiteres..." [link]
Faktum ist, daß der damalige
Nationalratsabgeordnete und Weizer Kulturreferent Christian Faul dieses Dokument bei einem
Arbeitsgespräch am 30.11.2009 neben mir auf dem Tisch liegen hatte.
Faktum ist, daß ich bis heute nicht sehen kann,
worin die in diesem Papier behaupteten Leistungen der Stadt Weiz, vor allem auf die "Energie-Region"
bezogen, eingelöst wurden. Sollte ich etwas übersehen haben, bitte ich um sachdienliche
Hinweise.
[Das gesamte Dokument als PDF-Datei
(ca. 64 kb) zum DOWNLOAD]
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