kunst ost | seite #4

Kulturpakt Gleisdorf Landeskulturbudget Steiermark

Immer wieder raffen sich Menschen auf, Kunstschaffende zu diffamieren, indem sie ihnen einen unredlichen Bezug öffentlicher Gelder vorwerfen, beziehungsweise den Mißbrauch öffentlicher Gelder unterstellen.

Immer wieder werden Kunstschaffende mit Pauschalurteilen bedacht, wird behauptet, sie würden das Gemeinwesen ungebührlich belasten. Völlig unhaltbar, wenn man die Budgets und ihre Vergabemodi betrachtet; soweit es die "Freie Szene" betrifft. (Die "großen Tanker" des heimischen Kulturbetriebes sind ein anderes Kapitel.)

Was wird in der Steiermark an öffentlichen Geldern des Landes
für Kunst und Kultur aufgewandt?

Im Landesbudget 2013|2014, publiziert von Dr.in Bettina Vollath, Landesrätin für Finanzen und Integration, finden Sie Klartext.

+) Ausgabenverwendung 2013 (In Summe sind im ordentlichen und im außerordentlichen Haushalt für das Budgetjahr 2013 Ausgaben in Höhe von 5.107.522.200 Euro vorgesehen.) Da ist der Bereich Kunst und Kultur mit einem bescheidenen Anteil versehen. Es sind bloß
--  1,83% von 100% des Budgets.

+) Ausgabenverwendung 2014 (In Summe sind im ordentlichen und im außerordentlichen Haushalt für das Budgetjahr 2014 Ausgaben in Höhe von 5.475.013.400 Euro vorgesehen.) Dem Bereich Kunst und Kultur kommt ein noch geringeren Anteil als im Vorjahr zu:
-- 1,72% von 100% des Budgets.

-- [Die Quelle als PDF-Datei] --

Der größte Teil dieser Budgetmittel -- im Schnitt um die 70 % des verfügbaren Kulturbudgets! -- ist für Landes-Kultureinrichtungen reserviert und da vor allem für zwei Brocken: a) Das Universalmuseum Joanneum und b) Die Theaterholding-Steiermark GmbH. Die beziehen über den Daumen gepeilt je (!) ein Drittel des Budgets.

Fassen wir es grob verkürzt und sanft aufgerundet zusammen: Das steirische Kulturbudget macht in der Regel ZWEI Prozent des steirischen Landesbudgets aus. Und von diesen schlanken zwei Prozent bleiben DREI VIERTEL im Landeszentrum Graz.

Für zeitgemäße Formen des Kunstschaffens außerhalb solcher Einrichtungen bleibt naturgemäß nur noch ein Bruchteil, der verteilt werden könnte. Als Kulturschaffende der Provinz, damit meine ich "jenseits von Graz", kennen wir eine zusätzliche Einschränkung:

Es haben die meisten regionalen Kommunen der Provinz praktisch kein Kulturbudget und wenn schon, dann eher selten für Bereiche der Gegenwartskunst.

Was das Land ausgleichen könnte, ist minimal. Im Kulturförderungsbericht des Jahres 2011 ließ uns Landeskulturreferent Christian Buchmann wissen, daß sich ein gesamtes steirisches Kulturbudget zwischen Graz und dem Rest der Steiermark im Verhältnis 74,4% für Graz und 25,6% für die übrige Steiermark verteilt.

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Quelle: Kulturförderungsbericht 2011 des Landes Steiermark, Seite 106

-- [Die 2011er-Quelle als PDF-Datei] --

+) 2011: für Graz  74,4% und 25,6% für die übrige Steiermark
+) 2012: für Graz  73,45% und 26,55% für die übrige Steiermark

Der Unterschied ist also minimal!
-- [Die 2012er-Quelle als PDF-Datei] --

Die IG Kultur Steiermark hat im August 2013 eine Analyse der Kulturförderung des Landes Steiermark im Zeitraum 2008 bis 2011 vorgelegt. Das ist jene brisante Ära, in der die Investmentbank Lehman Brothers eine Serie von Krisen ausgelöst hat, die uns in ihren Auswirkungen spätestens Ende 2010 erreicht und sich im Kulturbereich mit hausgemachten Problemen vermischte.

-- [Die Analyse als PDF-Datei] --

Im Laufe des Jahres 2010 haben sich viele Menschen bequemt, Kunst und Kultur als vorrangigen Bereich für Kürzungen/Streichungen zu markieren, obwohl unser Metier die vermutlich geringste Belastung des Landesbudgets war und ist:

"Es gibt da eine OGM-Umfrage, die vom Gemeindebund und der Kommunalkredit initiiert wurde. Befragt wurden Bürgermeister und Bürger, in welchen Bereichen sie am ehesten Leistungskürzungen akzeptieren würden. Die Zuschüsse für Kunst und Kultur liegen da am weitesten vorne. Auf europäischer Ebene verläuft das diametral, kulturgestützte Werte sind dort viel höher bewertet." Martin Krusche in Kleine Zeitung, 2.12.2010 [Quelle]

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+) Die gesamte Grafik mit den Details: [link]
+) Siehe dazu auch deren Ursprung:
    "Bürgermeister-Umfrage: Gemeinden werden Leistungen kürzen müssen"
     Österreichischer Gemeindebund, 4.8.2001 [Quelle]

Irritierenderweise wurde in der gleichen Umfrage erhoben, daß der "Tätigkeitsbereich Kultur" viele andere an Beliebtheit überflügelt, aber die Bereitschaft zur Leistungskürzung ebenso.

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Ich berichte das alles ganz unaufgeregt, denn mit eben diesen Bedingungen leben und arbeiten wir hier in der Provinz schon lange. Es bedarf einiger Energie und es braucht viel Einfallsreichtum, um das zu kompensieren, um Strategien zu entwickeln und zu erproben, die uns hier einen adäquaten Kunstbetrieb ermöglichen sowie das Pflegen eines geistigen Klimas, in dem auch Innovation möglich wird.

Aber eines muß derzeit stärker betont werden: Lassen Sie es gefälligst nicht an den Kunstschaffenden aus, wenn irgendwo Budgets fehlen und Sie gerade nicht wissen, wie Sie ihr aktuelles Projekt ausfinanzieren sollen.

An uns liegt es nicht, wenn die Mittel irgendwo zu knapp werden. Wir haben schon bewiesen, wie hart und effizient wir auch mit und für wenig Geld arbeiten. Zeigen Sie uns erst einmal, was sie selbst in der Frage drauf haben!

Beispielsweise bezogen auf:
+) Helmut Forstner: Kunst und Kultur: Sind Steuerzahler alle Vollidioten?
+) Andreas Mailath-Pokorny: Wer verprasst hier Geld?

-- [Kulturpakt III: Debatte] [Generaldokumentation] --


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