kunst ost | "elektrisiert | electrified"

Elektrisiert. Ein Intro
Von Martin Krusche

Einige Mythen unserer Kultur haben vor Jahrtausenden schon vorgezeichnet, wovon wir als Spezies nie mehr abließen; egal wie hoch der Preis dafür sein mochte. Prometheus hat den Göttern das Feuer entwendet und es zur Erde gebracht. Ikarus fiel tief, um so hoch geflogen zu sein wie niemand sonst. Phaeton stürzte mit dem Sonnenwagen in rasender Fahrt zu Tode und setzte dabei fast die ganze Welt in Brand.

Es ist offenbar conditio humana, daß wir mit Leidenschaft auf Grenzen losgehen, stets über die eigenen Möglichkeiten hinauskommen wollen, und dabei auch großes Unglück in Kauf nehmen, um andere Zustände zu erlangen. Es scheint so zu sein, daß Komödien uns gut die Zeit vertreiben, während Tragödien ausloten, was unsere Fundamente zu tragen imstande sind.

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Das schwere Amt im "Kuratorium für triviale Mythen":
Der Autor in einem ikarischen Krawall-Gerät: Chevy Camaro

Diese verlockende Balance zwischen dem Hochfliegenden und den Katastrophen hat stets enorme Konsequenzen. Wir werden beim "April-Festival 2011" diesen Themenkomplex bearbeiten, dabei eine kleine Zusammenschau der Bereiche Kunst, Wissenschaft und Technik versuchen, hinterlegt mit Motiven der Alltagskultur und trivialer Mythen.

Dazu ist 2011 Nikola Tesla als historische gewichtige Leitfigur zurechtgestellt, weil er offenbar, wenn wir Geschichtsschreibung und Legendenbildung verweben, vieles von dem verkörperte, was ich hier gerade angerissen habe. Ein Prometheus mit dem Zeug zum Tragöden.

Was haben wir der Welt aufgezwungen, indem wir all diesen Möglichkeiten gefolgt sind? Was ist ethisch geboten? Was erscheint sozial und politisch notwendig? Was halten wir für machbar und was ist von der Art, daß es begonnen werden soll, noch ehe wir am Horizont Ziele sehen? Was aber ist bei all dem auch Sache der Kunst, also "zweckfrei", keinen solchen Aufgaben verpflichtet. wenngleich vom Lauf dieser Dinge inspiriert?

Sie ahnen schon, hier geht es nicht um eine „Nummern-Revue", die beliebig aufgreift, was ein bestimmter Lebensraum gerade so an künstlerisch angelegten Werken abwirft. Wir versuchen, in einer großen Themenstellung Fuß zu fassen, dafür sehr unterschiedliche Akteure und Akteurinnen zu gewinnen, um einige Zeit lang auszuleuchten, was sich in diesen Zusammenhängen klären läßt.


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