kunst
O.ST: auf.draht
Ein
Haus ohne Mauer
Von Mirjana Peitler-Selakov
Die Kulturinitiative kunst o.st befindet
sich im dritten Jahr ihres Bestehens, beim dritten von drei geplanten Auftritten im
Kollektiv. Diesem 3von3" gingen 2von3" im April 2008
und 1 von3" im November 2007 voraus. In der Zeit versuchte sich die
Initiative als ein Netzwerk oststeirischer Kunst- und Kulturschaffender zu einer
selbstverwalteten Gemeinschaft zu entwickeln. Wie bei jedem sozialen
Organismus" ist vieles dabei, selbst die Genese, noch nicht beendet. Einige Probleme
treten neu auf, andere werden gelöst, die Besetzung fluktuiert, aber ein
funktionsfähiger Kern bleibt doch erhalten.
Die Entstehung von kunst o.st ist eine Geschichte von Demokratie und Kunst sowie
ihrem widersprüchlichen Beziehungsgeflecht. Demokratie und Kunst scheinen nicht
zusammenzupassen; sie folgen unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten, treffen aber doch
immer wieder aufeinander.
Einerseits darf sich die Politik, ganz im Interesse der
Freiheit der Kunst, nicht in diese einmischen. Andererseits darf die Politik nicht
entscheiden, was Kunst ist. Wahr ist aber auch, dass sich die Politik um die Kunst
kümmern muss, dass sie sich auch einmischen muss im Sinne unvermeidbarer
Kulturpolitik und im Sinne kaum verzichtbarer Kunstförderungen. Die erste dieser beiden
Aussagen widerspricht der zweiten und umgekehrt. Beide sind nicht kompatibel
und dennoch wahr, weil real. Die Politik muss sich in einer Demokratie aus vielen
Bereichen heraushalten und sie darf sich nicht heraushalten.
Wahr ist, dass Kunst sich grundsätzlich selbst steuern muss, dass über Kunst vor allem
Kunstschaffende bestimmen sollen. Nur so kann der für die Kunst notwendige Freiraum
gesichert werden. Wahr ist aber auch, dass Kunst sich nicht nur selber steuern darf, will
sie nicht in die Falle einer Inzucht", einer tendenziell neuerungsfeindlichen
Zunft- und Kammerstruktur geraten.
Die Initiative kunst o.st wurde gegründet, um die Professionalisierung und
Vernetzung von in der Oststeiermark arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern zu
unterstützen. Es handelt sich um den Versuch, ein Modell für die Selbstorganisation im
künstlerisch-kulturellen Sektor außerhalb der traditionellen Zentren zu schaffen und zu
erproben.
Die Initiative existiert ohne einen fixen Handlungsort und
ist auch mit keiner Institution zu verwechseln. Durch regelmäßige Treffen, immer an
einem anderen Ort in der Oststeiermark, versucht sie sich als Netzwerk zu festigen. Zum
Beispiel mit konkreten Veranstaltungen, wie dem Festival pomale" im Vorjahr
oder heuer mit auf.draht". Das gibt einen Einblick in die Kunstproduktion der
Region.
Die ehrenamtliche Arbeit der Leute dieser Initiative findet auf verschiedenen Ebenen
parallel statt. Durch Veranstaltungen und Aktionen profitieren Kunstschaffende und
Kunstinteressierte bereits in der Entwicklungsphase von dieser Arbeit und gewinnen
Einblicke in das Spektrum späterer Aufgabenfelder.
Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, die Netzwerkbildung auf
regionaler und überregionaler Ebene sowie die Kontaktpflege zu Förderern, Investoren und
Multiplikatoren sind zeitintensive Aufgaben, die das Team eigentlich noch vor sich hat.
Dennoch kann sich kunst o.st überregional nur dann etablieren und damit der
oststeirischen Künstlerschaft nützlich sein, wenn eine inhaltliche und qualitative
Profilbildung gelingt.
Erst mit einem klaren Profil kann eine solche Initiative
nachhaltigen Einfluss auf die Förderung der hier entstehenden Kunst und ihrer Künstler
haben. Dazu war es auch nötig, sich kulturpolitisch zu positionieren und im
überregionalen Kunstfeld Anknüpfungspunkte zu finden.
In diesem Zusammenhang gelang es beispielsweise,
Repräsentanten des LEADER-Programmes für solche Prozesse als Unterstützende zu
gewinnen. Im Rahmen eines EU-Programmes, das eigentlich nicht den Themen Kunst und Kultur
gewidmet ist.
Wie angedeutet, für kunst o.st liegt noch jede Menge Arbeit an. In diesem Sinne
ist jeder von uns aufgefordert, ein wenig auf.draht" zu sein!
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