Wie schnell langsam sein kann.
Von Hannes Felgitsch, Kulturreferent der Stadt Gleisdorf
Gemach, gemach, es eilt doch nicht, oder? Da gibt es schon seit Jahren und Jahrzehnten
Kulturschaffende, und dann soll plötzlich eine Gruppe daraus entstehen? Gemeinsame
Kunstprojekte? Regionale und internationale Aktivitäten?
Nix mit pomale, langsam, gemütlich, in kleinen Schritten. Was sich da in der Region
Gleisdorf -- Weiz und darüber hinaus tat/tut, ist schon fast eine grass-root-Bewegung der
Kunst.
Ein gedanklicher Leckerbissen für KulturpolitikerInnen manifestiert sich
hier: Kunst- und Kulturarbeit in übergreifendem Zusammenwirken OHNE Dirigismus von
"oben". Ohne Bittstellerei und ohne Standesdünkel begegnen sich plötzlich die
Schaffenden und die Politischen und die Wirtschaftlichen auf einer Ebene. Mit Wert und
Gegenwert. Und wechselseitigem Respekt.
Als Kulturreferent von Gleisdorf finde ich dies höchst erfreulich und dazu noch folgende
Überlegungen sehr interessant:
+) Die Leader-Region Weiz-Gleisdorf hat sich unter der Führung von Dr. Iris Absenger
bereits einigen Themen angenommem: Den Schwerpunkten Erneuerbare Energien, Kooperation von
Wirtschaft (Tourismus) und Landwirtschaft, Qualifizierung und Neue Technologien.
Dazu gibt es aber auch eine gehörige Portion kultureller Projekte, die dem
LEADER-Gedanken der gemeindeübergreifenden Projekte entsprechen, und ebenso Teil des
wirtschaftlichen, touristischen und eben kulturellen Lebens sein können. Ich bin sicher,
dass gerade hier viele Kulturschaffende bereits sehr gut gerüstet und vernetzt sind, um
mit ihren Projekten zu reüssieren.
+) Modernes, zeitgemäßes Kulturschaffen muss auch öffentlich sichtbar werden. Erlebbar
und spürbar, so dass auch Menschen mit weniger Bezug zur Gegenwartskunst erfahren, wie
stark, emotional bereichernd und wertvoll ein florierendes Kunstgeschehen ist. Die
Bespielung öffentlichen Raums ist eines der Mittel, um zu überraschen, zu konfrontieren
und zu infizieren. Für viele ist es schwer vorstellbar, wie wichtig Kunst und
KünstlerInnen für zukünftige soziale, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen
sind -- zumindest so lange, bis sie es selbst erleben und spüren.
+) Das Bewusstsein für die hier entstandene Bewegung muss dazu führen, dass
PolitikerInnen (und zwar nicht nur KulturpolitikerInnen) ganz eindeutig erkennen, wie
wichtig es ist, einerseits stimmige Rahmenbedingungen zu schaffen, und andererseits klare,
wirtschaftlich fundierte und professionell eingereichte Konzepte zu verstehen und zu
fördern (wie es in Gleisdorf auch parteiübergreifend funktioniert). Das
Gießkannenprinzip kann hier keinesfalls mehr zur Anwendung kommen.
+) Eine weitere wichtige Rolle kommt in diesem Zusammenhang ebenfalls den politischen
Kräften zu, nämlich der Koordination und Kooperation der Gemeindestuben über den
Tellerrand der eigenen Gemeinde hinaus. Wirklich gute (auch förderbare) Bedingungen
werden nur entstehen, wenn sich das Zusammenwirken der kunst O.ST-Gruppe auch im
Zusammenwirken der Gemeinden abbildet. Daran ist weiter intensiv zu arbeiten.
Ich bin überzeugt, dass sich im Kreis der Gruppe kunst O.ST noch sehr viel Neues tun
wird, und ich stimme auch Martin Krusches Ansicht bei, dass es sich hier um eine
kulturpolitische Innovation handelt. Dem Team zolle ich meinen höchsten Respekt, und ich
danke allen dafür, dass rundum Projekte, Aktivitäten und Lebendigkeit entstanden sind,
die ich genießend begleiten und miterleben darf.
Wir leben in einer herrlichen und sehr geist-REICHen Region, und ich bin froh, ein Teil
davon zu sein.
Auf weiteres frohes und freches Kultur-Schaffen,
GR Hannes W. Felgitsch
Kulturreferent der Stadt Gleisdorf
PS:
Gedanke bzw. Nachsatz zu pomale:
vorbeigerannt...
halt an!
das rad
das dich bewegt.
halt an!
die schwinge
die dich trägt.
halt an!
das leben
das dich lebt.
halt an!
den atem.
halt doch an.
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