kunst O.ST: aktuell #24 Österreich Kosovo
Brücke nach Europa
Gleisdorf führt den kulturellen Ost-West-Dialog auch nach Abschluß der
regionale 08 weiter. Kaum eine Region ist im jugoslawischen Sezessionskrieg so
sehr zum Inbegriff der zornigen Konfrontation geworden wie das Kosovo. Der Tierarzt Karl
Bauer, in Gleisdorf mit Rinderzucht befaßt, hat im Kosovo einen Betrieb aufgezogen, um
der Landwirtschaft voran zu helfen. Er war durch seine Begegnungen mit den Menschen dieses
Landes bestürzt, daß man sie im Westen meist nur als Opfer und Täter menschlicher
Katastrophen betrachtet. Dabei käme völlig zu kurz, was man bei diesen Leuten an
Talenten, Emotionen und Engagement finde.
Tierarzt Dr. Karl Bauer
(links) im Gespräch mit Oberst Hans Tomachitz,
der 1999 erster KFOR-Kommandant im Kosovo gewesen ist.
Bauer war außerdem fasziniert, daß man dort orthodoxe Kirchen in unmittelbarer
Nachbarschaft zu moslemischen Moscheen sehen kann. Durch Kontakte zu kosovarischen
Kunstschaffenden, Christen und Moslems, faßte er die Idee, eine Brücke nach
Österreich zu legen. Dafür fand er Unterstützung bei KFOR und CIMIK, militärischen
Einrichtungen, die an Befriedung und Wiederaufbau des Kosovo arbeiten.
Das ist übrigens die serbische Schreibweise. Das Kosovo Polje, also das
Amselfeld ist im Slawischen sächlich, deshalb das Kosovo. Die
albanische Mehrheit sagt Kosova. Der Albaner nennt sich selbst
Shqipetar, was Schiptar ausgesprochen wird.
Karl Bauer verständigte sich weiters mit der Gemeinde Gleisdorf und mit der Gruppe
kunst O.ST. Es war ihm aufgefallen, daß hier schon einige Kunstprojekte mit
Bezügen zu Südosteuropa stattgefunden haben. Inzwischen sind eine ganze Reihe konkreter
Schritte gelungen, so daß am 13. November eine Ausstellung mit Werken von vier Künstlern
im MIR (Museum im Rathaus) eröffnet werden kann. Ein privates
Unternehmen, eine Stadtgemeinde und eine Kulturvereinigung in Kooperation, vielleicht ein
vielversprechendes Modell für kulturelle Vorhaben in der Energie-Region
Weiz-Gleisdorf.
Die kosovarischen Maler Naim
Spahiu, Shpend Queriqi, Anton Krasniqi
und Ethem Baymak (von links) auf Besuch in Gleisdorf.
Naim Spahiu, Shpend Queriqi, Anton Krasniqi und Ethem Baymak wurden samt ihrer
Gemälde mit einer Hercules-Transportmaschine nach Österreich eingeflogen. Karl Bauer
holte das Quartett in der Wallenstein-Kaserne in Niederösterreich ab, wo Major Helmut
Gekle eine erste Präsentation auf diesem Miltärstützpunkt organisiert hatte.
Danach trafen die Kosovaren, zwei Christen und zwei Moslems, mit Kunstschaffenden von
kunst O.ST zusammen, um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen.
Beim Besuch mehrerer Ausstellungen der regionale 08 stießen sie auch recht
überrascht in Schloß Hainfeld (nahe Feldbach) auf die Wohnräume und die Bibliothek des
bedeutenden Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall, dessen Werke über die osmanische
Kultur auch im Orient hohen Rang haben.
Durch den mehrtägigen Aufenthalt der Gäste in der Region sind einige Pläne
entstanden, wovon eine weitere Kooperation nach der Ausstellung im November handeln
könnte. Dabei reichen die Kontakte nun bis nach Istanbul.
martin krusche
(Siehe dazu weiterführend: "shqipetaret!)
übersicht
#1
core | reset | mail
4008 |