Die Idee der Solidarregion im Kontext der globalen
Herausforderung
Von Gero Jenner
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
für die Gelegenheit, die Verleihung des Solidarpreises mit einigen
einleitenden Worten zu versehen, möchte ich mich bedanken. Ich denke, die Wahl ist dabei
auf mich gefallen, weil man annahm, dass ich in puncto Globalisierung zunächst mit einer
kalten Dusche aufwarte, einer Beschwörung der vielen Gefahren, die heute Solidarität zu
einem Gebot der Stunde machen. Mit anderen Worten, ich glaube meine Rolle so verstehen zu
können, dass ich unter Ihnen erst einmal für den nötigen Schrecken sorge, damit Sie
anschließend der Notwendigkeit jener Zeugnisse von Solidarität umso aufgeschlossener
gegenüberstehen, die hier mit Preisen geehrt werden sollen.
Dieser Aufgabe, zunächst einmal für eine kalte Dusche und Schrecken
zu sorgen, werde ich mich in einem für zartbesaitete Ohren vielleicht eher schwer
erträglichen Maße entledigen. Tatsächlich sind die unseren gegenwärtigen
Lebensstandard, ja unseren gegenwärtigen Lebensstil bedrohenden Tatsachen schlicht
beängstigend. Und gerade weil sie es sind, und weil der Schrecken lähmt, zumal wenn es
keine einfachen Perspektiven des Auswegs gibt, wird Ihnen gewöhnlich so wenig davon
gesagt. Ruhe ist die eben die erste Bürgerpflicht. Solange es irgend möglich ist, zieht
man es vor, Beunruhigendes zu verdrängen.
Dabei ist Solidarität heute das vorrangige Thema, das einzige, das
einen Ausweg verheißt. Unter Solidarität verstehe ich ein verändertes Verhältnis zum
Menschen ebenso wie zu allem übrigen uns umgebenden Leben, also auch zur Natur.
Solidarität mit dem anderen Menschen bedeutet die Errichtung eines sozialen Umfelds, in
dem sich alle zu Hause fühlen. Solidarität mit der Natur heißt Umwelt, in der wir
dauerhaft und möglichst gut leben können. Hier sprechen wir gewöhnlich von
Nachhaltigkeit.
Fangen wir an mit der Natur:
Wir wissen, dass von Solidarität hier nicht länger die Rede sein kann. Die Wissenschaft
hat das nützliche Konzept des ökologischen Fußabdrucks geschaffen. Bis zum Beginn der
fossilen Zeitenwende vor dreihundert Jahren hat die Menschheit durch ihre physischen
Bedürfnisse weniger vom Planeten verbraucht, als dieser ihr durch nachwachsende Güter
Jahr um Jahr zur Verfügung stellte. Der globale ökologische Fußabdruck der Menschheit
war bis dahin also kleiner als ein Planet. Wenn der Mensch Wild erlegte oder Getreide
pflanzte, so wandte er dafür weniger Energie auf, als er in Form von Nahrung
zurückerhielt.
Vor Beginn der fossilen Epoche hätte sich ein Wissenschaftler nicht
einmal vorzustellen vermocht, dass es jemals anders sein konnte. Doch tatsächlich ist es
ganz anders gekommen. Während der letzten dreihundert Jahre hat die Menschheit zu ihrem
Erstaunen entdeckt, dass der Globus eine Schatzkammer ist, reich gefüllt mit
energiehaltigen Stoffen in festem, flüssigen und gasförmigen Zustand. Mit einem Schlag
wurde das bis dahin gültige eiserne Gesetz abgeschafft, wonach uns unsere Nahrung mehr
Energie liefern muss, als wir vorher zu ihrer Gewinnung verausgabt haben. Seitdem können
wir zehn Energieeinheiten bei der Erzeugung verwenden, auch wenn wir nur eine einzige
davon zurückerhalten.
Die unterirdischen Schätze machen es möglich. Tatsächlich besteht
heute im Schnitt etwa dieses Verhältnis: 10 Energieeinheiten input sind nötig, um eine
Energieeinheit output zurückzugewinnen. [...]
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