kunst O.ST: aktuell #10 Grippale Gehirnverkrümmungen
Von Hubert Brandstätter
Nach 9 Tagen Bettpause mit Grippe und einem Haufen
geträumtem und gedachtem Zeug versuche ich wieder Klarheit in mein Denken zu bekommen.
Neun Tage, wobei zumindest die letzten aufgrund meiner
Lage auch in den exzessiven Konsum von Massenmedien ausgeartet sind.
Fernsehen ist sicherlich, wie so vieles in unserer
Medienwelt, als Unterhaltungsmedium einzustufen. Was verstehe ich aber genauer darunter?
Egal ob Mord und Totschlag, Nachrichten, Dokumentationen oder Liebesfilme, Sci Fi oder
eine Talkshow mit Politikern oder anderen Menschen des öffentlichen Interesses, die
Information wird mit Spannung und Genuss (vielleicht auch bei einem Krügerl Bier und
einer guten Jause) aufgenommen. Sie sorgt für ausgeklügelten Nervenkitzel und möglicher
Weise für das Bewusstsein, dass es uns gut geht.
Sonst passiert nix!
Irgendwie hat mich das feudal an die momentane Kunstszene
erinnert. Die Künstler installieren, Duchampieren (ready made), konziptieren,
fotografieren, usw., daß es nur so eine Freude ist. Manchmal zeigen sie etwas auf,
spiegeln vielleicht im besten Fall sogar etwas. Manchmal scheinen sie aber auch glücklich
zu sein, dass ihre Arbeiten so schön geraten sind. Hergezeigt wird das Ganze unter
lebhaften Beifall des Publikums (wenn auch manchmal eines anderen als beim
Musikantenstadl) in ein- oder mehrschlägigen Kunstivents. (Bei einem Glaserl Wein und
vielleicht auch einer kleinen aber feinen Jause.)
Sonst passiert nix!
Durchgehend hat mich in dieser Zeit meiner Grippe der
Künstler als Hauptdarsteller eines Musikantenstads für gehobene Ansprüche schier
dramatisch verfolgt.
Wenn mir das zuvor Angeführte jetzt nun mal nicht
schmeckt, was könnte ich wohl tun?
Ich könnte zum Beispiel nicht nur zum allgemeinen
Gaudium Dinge aufzeigen, nein, ich könnte doch auch den Versuch der Konstruktion einer
anderen Welt machen. Eine mögliche Alternative schaffen. Weiß zwar nicht welche, aber
allein der Gedanke klingt kühn.
Kühn darum, weil das Motzen zwar unter
"persönlicher Freiheit" fällt, aber wenn du nach Alternativen suchst, bist du
vielleicht schon ein Terrorist. Unser politisches System ist geschlossen und weiß, dass
es kein besseres geben kann oder darf. Hallelujah!
Trotzdem würde ich es dankbar wahrnehmen, wenn ich in
Zukunft neben künstlerisch wissenschaftlichen Istzustandserhebungen auch wieder vermehrt
den Mut zur Formulierung der einen oder anderen Utopie wahrnehmen würde. Denn wenn man
motzt, muss wohl doch die Möglichkeit von etwas "Besserem" existieren.
(Gibts zwar auch in der Unterhaltungsindustrie, aber nur im politischen
Kuschelformat. Das ist der Unterschied.)
Oder ich bejuble das, was ist. (Am besten wohl im
"Mutantenstadl".)
Soviel zum Thema Unterhaltung, Kunst, mit schielenden
Blicken auf unsere zukünftigen Themen. (Auch im "Kunsthaus Weiz" beim
"Bemenschen".)
Jetzt geht es mir wieder besser!
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