MKL Journal #42 | 17. August 2009

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Polemisch verkürzt: Als aus unseren Pfoten Klauen wurden und schließlich Hände, ausreichend feingliedrig und feinmotorisch für diffizile Zugriffe gerüstet, konnten aus unseren Schnauzen Mäuler werden und schließlich Münder, die nicht mehr der groben Arbeit des Reißens und Malmens verpflichtet waren.

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"Social Machines"

Die feinnervigen Münder legten die Möglichkeit auf Sprachvermögen an. Das muß eine ungeheure Erfahrung gewesen sein, mit entsprechend radikalen Rückwirkungen auf den Geist. Eine der Konsequenzen war offenbar der Gewinn an symbolischem, an abstraktem Denken. Ich nehme an, dem verdanken wir sowohl die Fähigkeit Werkzeuge zu fertigen als auch die Möglichkeit Kunstwerke zu kreieren.

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Kirsty Boyle

Wir haben nun schon über so lange Zeit Erfahrungen damit, wie die Anwendung von Werkzeugen auf uns selbst verändernd zurückwirkt. (Es verändert an uns Kognition und Physis.) Ein banales Beispiel: Mein Sohn ist Linkshänder. Daran hat nie jemand Anstoß genommen. In meinen Kindertagen wäre er auf Rechtshänder umtrainiert worden. Obligatorisch, nicht auf freien Wunsch hin.

Es gilt heute als außer Diskussion gestellt, daß so ein Akt der Zurichtung eines Menschen seine kognitive Ausstattung verändert. Es hat uns damals niemand offengelegt, wozu dieses erzwungene Umlernen gut sei. Ich kam den Motiven erst später durch mein Interesse an Sozialgeschichte auf die Spur.

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Ein Maschinchen von Niki Passath

Im Zuge der industriellen Revolution war die Regierung gefordert, den Betrieben eine Arbeiterschaft mit einem gewissen Standard von Grundkompetenzen verfügbar zu machen. Es hätte wohl kein Unternehmer "Extramaschinen" für Linkshänder aufgestellt.

Inzwischen hat es eine weitere technische "Revolution" gegeben. Während "Konkrete Maschinen" (Mechanik) in ihrer Bauweise sehr anschaulich ihre Funktionen abbildeten, sind nun "Abstrakte Maschinen" (Elektronik) weit verbreitet, deren jeweilige Funktion sich erst aus der individuell verwendeten Software ergibt.

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Die Frage nach dem Zugriff (auf die Maschinen) wird über die "Schnittstellen" geregelt. Ich assoziiere zum Begriff "Schnittstellen-Design" immer noch primär die "Schnittmuster-Bögen", mit denen Frauen in meinen Kindertagen an der Garderobe der Familie das ergänzten, was über einen Kauf fertiger Kleidungsstücke nicht leistbar gewesen wäre.

Wobei genau diese  Bögen, die Fertigkeit sie zu "lesen" als Grundlage für das Entstehen eines realen Kleidungsstücke, wobei all das zusammen irgendwie eine Menge Hinweise enthält, was ein Algorithmus ist und wie man etwas aus der Virtualität in die Aktualität überführt.

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Mirjana Peitler (links) und Effi Tanner

Ich meine, Frauen die auf diese Art schneidern konnten, wußten schon viel vom Wesen kommender Computertechnologie (als Selbstverständlichkeit in unser aller Alltag), längst bevor PCs zum Alltag gehörten. Aber ich schweife ab ...

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