MKL Journal #4 | 6. März 2009

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Während der Jahre, als rund um das Stichwort „Neue Medien" ein enormer Hype in Gang gewesen ist, lautete ein sehr populäres Schlagwort „Interaktivität". Ich vermute, wir waren ganz entzückt, daß nach der „Broadcasting-Erfahrung", wie sie uns als eine Konsequenz des Faschimus angediehen war, die neue Mediensituation neue Arten von Wechselbeziehungen versprach.

Also nicht mehr: „Ein Sender – viele Empfänger", sondern: „Viele Sender – viele Empfäger". (Es kann auch zurückkgesendet werden.) Was für ein Versprechen! Freilich sind wir nicht ausreichend gewarnt gewesen. Daß wir nämlich enorm gefordert werden würden, in Sachen MeinungsBILDUNG dazuzulernen, falls der sprunghafte Anstieg an Möglichkeiten zur MeinungsÄUSSERUNG nicht zu Springfluten des Banalen führen sollte.

Wenn ich heute in der Grazer Straßenbahn sitze, wo der Gebrauch von Mobiltelefonen inzwischen als verboten gilt, und da den Rest an verbliebener Telefoniererei verfolge, zeigt sich, daß die Springfluten des Banalen uns umspülen. Aber was soll’s?

Die Literarität unserer Massengesellschaft hat sich ja auch nicht aus der Lektüre von Goethes Werken ergeben, sondern durch die enorme Verbreitung von Groschenheften und Fortsetzungsromanen in Zeitungen. Ein Ozean des Banalen ist möglicherweise die unverzichtbare Suppe, in der sich zusammenbrauen kann, was im günstigsten Fall ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

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Interaktivität.

Daß also Maschinensysteme auf das Verhalten von Menschen reagieren und umgekehrt. Das verspricht alltäglich immer noch wesentlich mehr als es hält. Die reizvolle Wirkung des Begriffes „Interaktivität" ist längst verblaßt, die Sache hat sich beruhigt. Was auf eine Arbeit von „2Meta" verweist, von der noch zu erzählen ein wird. (Die war übrigens auch in eine große Dunkelkammer gepackt.) Oder der „reactable", den Günther Geiger im MKL vorgeführt hat. Beides Arbeiten, die auf jeden Fall ZWISCHEN Menschen zu Wechselwirkungen geführt haben.

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Ein eigenes brisantes Gebiet ist das Gestalten von „Mensch-Maschinen-Schnittstellen", da menschliche Erfahrung besagt, daß die verwendung von Werkzeugen auf uns selbst verändernd zurückwirkt.

Elektronikmusiker Winfried Ritsch betonte an einer Stelle:
>>Medienkunst ist zu einem wichtigen Aspekt in unserem Kulturkreis geworden. Die neuesten Entwicklungen der Medienkunst finden meist im Bereich der "digital arts" statt. Algorithmen und Computertechnologien sind dabei ein zentraler Bestandteil.<<

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