kunst O.ST: labor #6

Befunde
(Zu einigen Ausgangspunkten für kulturelle Arbeit in der Region)
Von Martin Krusche

Es gibt ein "Aktionsprogramm Achse 4 LEADER über kulturelle Förderungen im ländlichen Raum von 2007 – 2013 durch die Europäische Union und vom Land Steiermark – Kultur". Ich habe vor, in diesem Kontext ein größeres Projekt zu realisieren. Dazu wurde von mir eine "Problemanalyse" gefordert. Die sieht so aus:

a) Zu „GO BEST: Open space Konferenz, gemeinsam neue Beschäftigung in Landwirtschaft, Tourismus und Kultur“ 2005:
Im letzten großen regionalen Planungsvorhaben innerhalb der Oststeiermark war die Kunst völlig ausgeblendet. Weiters war

b) die Kultur zuerst bloß als Teil der Tourismusagenda verstanden worden, ist schließlich vollkommen aus den Arbeitskreisen herausgefallen. Dem gegenüber haben Kunst- und Kulturschaffende der Region keinerlei erkennbare Initiative gesetzt, um dieser kulturpolitischen Weichenstellung andere Impulse zu geben.

c) Was Ende der 1970er als neues soziokulturelles Phänomen in Österreich entstand und in den 1980ern erhebliche Wirkung entfaltete, nämlich ein landesweites Netz sogenannter „Freier Kulturinitiativen“, hatte Ende der 1990er seinen Zenith merklich überschritten und zeigt sich seit den 2000ern vielfach ohne relevante Kraft, neue kulturpolitische Wege zu entwerfen.

d) Das Übergewicht des Zentrums Graz gegenüber seiner Peripherien hat sich in den genannten Prozessen nicht nennenswert ändern/entkräften lassen.

e) Die sogenannte „Freie Medienszene“ hat außerdem (was besonders kurios ist) Ende der 1990er in der Steiermark kaum Kraft gezeigt, sich über das Zentrum hinaus in die Peripherien zu entfalten. (Obwohl gerade durch das Internet und durch den Fall des Radiomonopols exzellente Optionen greifbar wurden.)

f) Eine fragmentierte und teils auch zerstrittene „Initiativenszene“ konnte dem „konventionellen Kulturbetrieb“ in den „Regionen“ letztlich nur wenige Impulse geben.

g) In dieser weithin feststellbaren Fragmentierung fielen engagierte Kunstschaffende mitunter den selbst erzeugten Legenden zum Opfer. Stereotypen á la „Wir sind Individualisten, keine Herdenwesen.“ „Wir sind ja keine Geschäftsleute.“ „Ich bin kein Vereinsmeier.“ „Ich bin kein Buchhalter.“ „Wir sind keine Manager.“ trüben die Perspektiven für notwendige Professionalisierungsschritte. Dabei verschwimmen sinnvolle Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen „Profis“ und „Hobby-Liga“, was manche Projekte belastet.

h) So haben viele Aktive eine eigene Professionalisierung ausgeschlagen und ihre Lebens- wie Arbeitsbedingungen zusätzlich geschwächt, indem sie für „Kardinalsünden“ des Metiers sehr anfällig blieben. Damit meine ich, daß unzählige auch gute und stabile Projekte letztlich scheiterten, abbrachen, weil wesentliche AkteurInnen mit Neid (um Gelder) und Eifersucht (um prominente Positionen) nicht zurecht kamen.

i) Es gibt außerdem in der Region keine übergreifenden kulturpolitischen Konzepte, ja meist nicht einmal kohärente Konzepte für einen einzelnen Ort.

j) Das Thema „Kultur“ war zu lange bloß in der Zuständigkeit von Tourismus-Managern und Werbetextern.

k) In diesem Zusammenhang ist auch festzustellen, daß eine wenigstens kursorische Kenntnis der realen kulturellen Wurzeln und Hintergründe der Region den meisten „Officials“ fehlt. (Beispiel: Kurt Weber als prominente Größe der „steirischen Moderne“, das Grazer „forum stadtpark“ wurde formell in Weiz gegründet etc.)

Aktionsprogramm Achse 4 LEADER [link]
Kulturfokus Energie-Region [link]


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