kunst ost (presse-spiegel) 2012: texte

Plattform für Gegenwartskunst

Warum setzt eine oststeirische Initiative in Zeiten der Budgetknappheiten auf Gegenwartskunst? In der Rundhalle von Binder +Co fand bei laufendem Betrieb ein denkwürdiges Symposion statt. Kunstsammler Erich Wolf und Künstler Richard Kriesche hatten die Themenstellung festgelegt: „Regionalität und Realität // Globalität und Virtualität". Damit ist auch schon angedeutet, was sich Kunst- und Kulturschaffende hier vorgenommen haben.

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Drei gut gelaunte Akteurem von links: Richard Kriesche, Karl Grabner und Erich Wolf

In einer Kooperation der Kulturvereine „styrian contemporary" und „kunst ost" drehte sich zwei Tage lang alles um einen mehrjährigen Prozeß, durch den die Region eine Plattform für steirische Gegenwartskunst erhalten soll. Hier geht es um das geistige und kulturelle Klima unseres Lebensraumes. Hier geht es auch um die Zukunft der Region, die sich in einem grundlegenden Umbruch befindet.

Wodurch werden die Verfeinerungen jener menschlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert, die wir individuell bevorzugen, die wir aber auch brauchen, um unseren Alltag zu bewältigen und unsere berufliche Arbeit gut zu machen? Die Befassung mit Kunst ist eine wesentliche Quelle solcher individuellen Entwicklungen.

Kompetenzen, die dieser Bereich anregt, sind auch in den anderen Teilen des regionalen Lebens von Bedeutung. Derlei Fragen wurden in den Pausen diskutiert, während das Programm des Symposions vor allem einmal folgende Bereiche transparent machte: Was kann steirische Gegenwartskunst im Bereich der bildenden Kunst? Was bewegt Kunstsammler? Wie stehen Wirtschaftstreibende zu diesen Zusammenhängen?

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Zeigte sich vom Vorhaben und vom Veranstaltungsort beeindruckt:
Ludger Hünnekens vom Burda Museum (Baden-Baden)

Außerdem wurden leitende Personen schon existierender Kunsthäuser von internationalem Rang um ihre Erfahrungen befragt, so etwa Sabine Folie von der „Generali Foundation" in Wien, Ludger Hünnekens vom Burda Museum (Baden-Baden) und einige mehr.

Neben einer Reihe von Sachfragen ging es ferner um Emotionen, obsessives Verlangen. Vor allem aber Organisationsfragen und der Zustand des Kunstmarktes waren wichtige Themen. Um deutlich zu machen, wie sehr wir Menschen uns keinesfalls bloß in trivialen Erledigungen erschöpfen wollen, sondern unseren Lebenssinn auch in scheinbar unsinnigen Vorhaben finden, die dann aber oft auf Grundlagen unseres Daseins verweisen, stellte Richard Kriesche den oststeirischen Bauern Franz Gsellmann und dessen fulminante „Weltmaschine" vor.

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Während des Symposions ging die Arbeit in der Rundhalle von Binder +Co weiter

Teil des Symposions war dann eine Reise zu dieser „Weltmaschine" sowie eine das Symposion abschließende Ausstellungseröffnung mit Werken des heurigen „Jahreskünstlers" aus der „Sammlung Wolf": Kurt Stadler.

Was diese Tage unter sorgsamer Patronanz von „Binder +Co"-Hausherr Karl Grabner an Folgen angerissen haben, ist derzeit noch gar nicht absehbar. Was aber schon greifbar ist, hat kulturpolitisches Gewicht in landesweiten Dimensionen, denn hier sind nun einige Teilvorhaben in Angriff genommen worden, die das Landeszentrum Graz im Kulturbetrieb weitgehend vernachlässigt, obwohl dort zwei Drittel (!) des gesamten steirischen Kulturbudgets verbleiben.

Regionalität und Realität // Globalität und Virtualität (Dokumentation)

Erschienenen im
Gleisdorfer Stadtjournal vom Oktober 2012

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