kunst O.ST (labor) LEADER: notizen #5 Das Arbeitspapier "Medien"
Von Martin Krusche
Dies ist angeblich eine
Informationsgesellschaft" und es heißt,
wir würden in einer Mediengesellschaft" leben. Was bedeutet das?
+) Gesellschaftliche Realität wird nicht ausschließlich,
aber in hohem Maß durch Medienanwendungen generiert.
+) Der historische Faschismus beruhte auf dem
Broadcasting-Prinzip", das sich so zusammenfassen läßt: Ein Sender erreicht
viele Empfänger. (Der Radioempfänger als wichtiges Propaganda-Instrument hatte damals
den Spitznamen Goebbels-Schnauze".)
+) Demokratie und Neue Mediensituation" stützen
sich dagegen auf: Viele Sender erreichen viele Empfänger".
+) Die Technologien dafür sind verfügbar, preiswert und
in der Bedienung niedrigschwellig. Aber woher kommen die nötigen neuen Medienkompetenzen?
+) Nach der Denkschule der Konstruktivisten"
kennzeichnet eine Kybernetik zweiter Ordnung", daß die Informationsflüsse
keine Hierarchien mehr haben. (Ich sollte alle relevanten Informationen dann auf dem Tisch
haben können, wenn ich sie benötige, niemanden darum bitten müssen.)
Wo lernen wir, diese neue Situation zu
nutzen und
den permanenten Data Overflow zu bewältigen?
Wo lernen wir, mit der Summe der Medien
praktisch umzugehen?
Wenn wir nun im LEADER-Kontext auf dem Weg sind, der
Gegenwartskunst mehr Augenmerk und mehr Gewicht zu verschaffen, bedeutet das (auf die
Mediensituation bezogen) vor allem, wir müssen an den bestehenden
Kommunikationsstrukturen arbeiten.
Es gibt weder breite Kenntnis dessen, was die Kunst
wenigstens des 20. Jahrhunderts ausmacht, noch gibt es in der Provinz" eine
angemessene Mediensituation, in der sich darstellen ließe,
+) was zu Fragen der Gegenwartskunst zu sagen/schreiben ist,
+) was an Gegenwartskunst regional präsent ist,
+) was an Diskursen dazu nötig ist.
Kurz, die Gegenwartskunst kommt mit ihren Themen und
Debatten in den etablierten regionalen Medien fast nicht vor und wenn doch, dann sehr oft
nur in der Rubrik Leute" als ein gesellschaftliches Ereignis.
Ein ganz wichtiger Punkt:
Die meisten Leute (vor allem auch Kunst- und Kulturschaffende) kennen überdies keine bis
kaum welche der historisch-kulturellen Grundlagen, auf denen sich unser Tun entfaltet.
(Denn es gibt unser Werk eben nicht ohne die Vorleistungen anderer.)
Damit meine ich, wir haben die Anliegen und Fragen der
Gegenwartskunst vor ihrem kulturhistorischen Hintergrund und mit ihren gegenwärtigen
soziokulturellen Implikationen wie Verknüpfungen zu verhandeln und darzustellen. Das ist
primär eine Kommunikationsaufgabe rund um Wissenserwerb und Wissensvermittlung ... im
kritischen Diskurs. Dazu brauchen wir Medien und Medienkompetenzen.
Hinzu kommt:
Wir haben durch die neue Vielfalt" ursprünglich gemeinsame (mediale)
Erfahrungsräume eingebüßt. Beispiel: Bei einst zwei Fernsehprogrammen konnte man sich
anderntags gut darüber unterhalten oder auseinandersetzen was man gestern gesehen
hat". Solche Kohärenz-Zonen", quasi medial generierte gemeinsame
Sinnräume", die wir folglich teilen könnten, sind kaum noch vorhanden.
Einerseits haben wir Data Overflow", viel zu
viele verfügbare Daten und Informationen, andererseits Fragmentierung und Diffusion
unserer Kommunikationsräume" und Kohärenz-Zonen". Wir sind uns
darin einig, daß wir zeitgemäße Technologien nutzen und unser eigenes
Medienpaket" bündeln wollen, um entsprechende Wirkung nach innen und nach
außen zu erzeugen. ...
[...] [Dies ist nur ein TEXTAUSZUG! Den Volltext können
Sie hier als PDF-Datei (81 kb) downloaden.]
[Die
Arbeitspapiere]
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