kunst O.ST: zur debatte gestellt (seite #2) Medien und Kritik
(Keine Demokratie ohne kritische Debatten)
In den Wochen, da Österreich gewählt hat und uns eine Weltwirtschaftskrise erreichte,
fielen mir in Medien allerhand Merkwürdigkeiten auf. Eine davon ist der Kommentar des
Grünen Nationalratsabgeordneten Werner Kogler zu einer Regionalzeitung.
[Der komplette Text]
Das paßt zu folgender Querverbindung: Am 22. Oktober dieses Jahres lud Fery Berger
namens der Solidarregion Weiz zu einem round table auf den
Weizberg. Exponierte Leute aus Kultur, Politik, Sozialem und der Wirtschaft debattierten,
was uns durch die aktuelle Wirtschaftskrise droht, wie es dazu gekommen sei, was nun zu
tun wäre. Zu den Ursachen zählt fraglos ein wachsender Mangel an Redlichkeit unter den
Meinungsbildnern, den maßgeblichen Leuten von Deutungseliten.
Das ist, was ich Kogler vorzuhalten habe. Er hat dem Süd-Ost Journal in
einer Titelzeile attestiert, dies sei eine Letzte Bastion des freien
Zeitungswesen. Kogler schrieb, Unabhängigkeit sei für den Krois
und sein engagiertes Team mehr als Schlagworte. Sie ist journalistisch gelebter
Redaktionsalltag.
Eine verblüffende Schönfärberei abseits jeder geschäftlichen Realität dieses
Teiles unseres Zeitungswesens. Da wird genau jene grundlegende Abhängigkeit von der
Wirtschaft verschleiert, unter der inzwischen auch unsere Politik leidet.
Regionalblätter haben ihre Hauptaufgabe darin, mit Geldern der regionalen Wirtschaft
und Politik genau diesen Bereichen, der Wirtschaft und der Politik, eine Bühne zu bauen,
Sichtbarkeit zu verschaffen. Das ist keineswegs anrüchig. Ich schreibe selbst laufend
für einige dieser Blätter und kenne den Betrieb. Aber man darf doch den Menschen nicht
vormachen, dies sei unabhängiger Journalismus.
Der redaktionelle Teil hängt weitgehend vom Aufkommen bezahlter Anzeigen ab. Das
läßt man beim Schreiben nicht außer acht. Wenn ich beispielsweise das Vergnügen hab,
einen Porsche als Testfahrzeug zu erhalten, werde ich im folgenden Bericht nicht
herausstreichen, daß es technisch völlig unmöglich ist, einen Porsche-Motor auf die von
der EU empfohlenen 130 g/km CO 2-Ausstoß zu
bringen. Sie verstehen?
Werner Kogler attestiert Hannes Krois, ein tiefschürfender und originell
denkender Mensch zu sein. Da würde ich gerne wissen, woran er Maß genommen hat.
Denn ich finde in den Kolumnen von Krois reichlich Klischeedenken, in dem, so Kogler, das
Süd-Ost Journal dann gleichsam Bühne der Welt sei. Genau da
findet aber die Welt nicht statt. Bei polemischer Verkürzung fehlt eben der
Mumm, komplexe Themen solide anzugehen.
Koglers Schlußsatz Hurra!!! Ein Hoch der Unabhängigkeit! zeugt dann
entweder von Zynismus oder völliger Ahnungslosigkeit. Eine so undifferenzierte Lobhudelei
verbietet sich schon grundsätzlich, aber erst recht im Wissen, daß Krois in seinem Blatt
eine rechts-konservative Position befestigt, in der manchmal sogar an Rechtsextremismus
herangereicht wird. Ich denke, eine Republik muß das aushalten. Darauf ist dann eben
kritisch zu antworten. Was der Nationalratsabgeordnete Werner Kogler leider nicht für
nötig hielt.
Martin Krusche
Auch diejenigen, die mich in diesem Jahr so
verleumdet haben, werden wohl in einer anderen Welt gerichtet werden. Ich habe den Krieg
nicht gesucht. Aber mittlerweile ist der mediale Kampf Teil meines Lebens geworden.
Ein kurioses Statement von Johannes Krois, dem Herausgeber des Süd-Ost
Journal. Er läßt unklar, was genau er mit seiner Kriegsrhetorik meint. Liest man
seine Kolumnen regelmäßig, hat man die Beiträge einiger seiner Autoren über längeren
Zeitraum beachtet, ist freilich klar: Hier wird zwischen ganz harmlosen Beiträgen
und bezahlter Berichterstattung immer wieder auch in einem Spektrum
zwischen rechtskonservativ und rechtsextrem geschrieben.
Statt kritischen Debatten also die Unterstellung von Verleumdung. Die Berufung auf eine
himmlische Gerichtsbarkeit versteht sich, wenn man weiß, daß SOJ-Kolumnist
Paul Puntigam die irdische Gerichtsbarkeit dieser Republik öffentlich für untauglich
erklärt hat. Puntigam fiel mehrfach durch merkwüdige Geschichtsdeutungen auf, die keiner
Diskussion auf der Höhe der Zeit standhalten würden.
Eine andere Kuriosität im Blatt ist Tomax. Ein Zeichner, der ungezählte
Bilder praller Nudidäten als Kunstwerke ausgibt, dabei aber weder
Perspektiven, noch Proportionen, noch knifflige Details der menschlichen Anatomie im Griff
hat. Hier Softporno-Posen, da gelegentliche Attacken gegen zeitgenössische Kunst. Kein
Einwand! In einer Demokratie sollte das alles unproblematisch sein. So lange damit eine
kritische Auseinandersetzung möglich ist, die nicht als Krieg hingestellt
wird.
m.k.
+) "Süd-Ost
Journal"
+) "Tomax" (Der
Stadterotiker)
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