Kompetenzfragen
(Februar 2012)
Es gibt leidenschaftliche Katastrophen-Trompeter, die erzählen
andauernd, was in dieser Welt alles schlecht läuft. Als ob wir das nicht selbst wüssten.
Aber was schließen wir daraus? Und was tun wir dann? Eben! Das interessiert mich viel
mehr. Zum Glück hat die Oststeiermark eine hohe Dichte an sehr inspirierten Menschen.
Eine plausible Ansicht besagt, dass Bildung heute der Angelpunkt unserer Gesellschaft sei.
Das hat knifflige Seiten, aber auch sehr klar nachvollziehbare Bedingungen. Dass unser
Schulsystem eine millionenschwere Zusatzwirtschaft in Sachen Lernhilfe nötig macht, ist
ärgerlich. Werden wir das hinkriegen? Wir sollten. Ich gebe ein praktisches Beispiel. Bei
erfolgreichen Unternehmern frage ich ganz gerne: Warum bleiben Sie mit ihrem Betrieb hier,
statt in ein Billiglohn-Land abzuwandern? Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus.
Bildungsniveau und hohe Kompetenzen spielen aber immer eine zentrale Rolle.
Andreas Kindermann von Wollsdorf Leder erklärte es mir so: Für zentrale Arbeitsbereiche
braucht er Leute mit erheblicher Sachkenntnis, um die Qualität zu liefern, wie sie
anspruchsvolle Kundschaft erwartet. In einem anderen Land bekäme er vielleicht billigere
Arbeitskräfte, müsste aber in deren Qualifikation viel investieren, bis sie das Level
hätten, das er benötigt. Ich denke, dieser Zusammenhang lässt sich leicht begreifen und
kann auch auf andere Branchen umgelegt werden. Im Kulturbereich gilt das gleichermaßen.
Ohne Wissbegier und die Laune, eigene Möglichkeiten zu erweitern, stagniert alles und
beginnt wegzubrechen.
Martin Krusche
Publiziert in:
Die Oststeirische,
Februar 2012