the long distance howl / konsortium 18 / tesserakt / seite #6
Gewalt durch
Sprache!
Wenn
eine Person via Medien beschimpft, angegriffen, herabgewürdigt wird,
dann ist mir völlig egal, was dieser Person vorgeworfen werden muß,
ich werte solches Beflegeln als den unakzeptablen Ausdruck von
Gewalttätigkeit.
Vorwürfe, die nicht begründet werden, entwerten jede Kritik.
Beleidigungen verletzen. Wo ich etwas zu sagen habe, wird jemand für
solche Art der Gewalttätigkeit des Raumes verwiesen oder von der
Bühne geschickt.
Das 20. Jahrhundert hat uns die Konsequenzen
verbaler Gewalt verdeutlicht. Sie schlägt Wunden. Sie kennt keine
Grenzen. Vor jedem Massaker der jüngeren Vergangenheit hat es einen
Krieg der Worte gegeben.
Das beginnt stets nach dem selben
Muster: erst wird der Mitmensch herabgewürdigt, dann zum
Gegenmenschen umgedeutet, schließlich zum Nichtmenschen erklärt und
zum Abschuß freigegeben. In meinen Gassen dulde ich nicht, was der
immer gleiche Auftakt solcher Prozesse ist: die Herabwürdigung
Andersdenkender, indem man die Person, statt ihre Ansichten
angreift.
Ich weiß, es ist manchmal schwer, aus eigener
Frustration und Wut in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen, denn das
sind mächtige Emotionen, die geleitet werden müssen. Ich weiß, wie
dieser Verzicht auf Angriffslust dazu führen kann, daß man von den
eigenen Emotionen hart getroffen wird. Dafür kenne ich leider keine
andere Lösung, außer zu lernen, solche Momente zu ertragen.
Wer zuschlägt, tritt auf die Seite der Aggressoren und wird zum Teil
des Problems, dessen Lösung er sein möchte. Wer das noch nicht
verstanden hat, sollte die Fäuste auf jeden Fall in der Tasche
lassen. Wir müssen in der Verständigung miteinander andere Antworten
auf Anmaßung, Dummheit oder Gleichgültigkeit finden, um derlei
Brände auszutreten.
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