the long distance howl
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Sarajevo: Kontext II
Der Gräf & Stift des Grafen
Harrach, in dem Franz Ferdfinand und Sophie von Gavro Princip tödlich verwundet wurden,
steht heute im Heeresgeschichtlichen Museum Wien. Der Sarajevo-Wagen ist
da in doppelter Bedeutung verwahrt. Einerseits quasi als Tatort von zentraler Bedeutung
für die nationalen Narrative Österreichs.
Andrerseits als ein Spitzenprdukt der damals
noch jungen Automobilindustrie Österreichs, die im Großen Krieg neue Optionen
an die Schlachtfelder heranbrachte, danach aber auf verschiedene Produktionsorte in neuen
Staaten zerfiel, also zerbrach. Sie hatte ferner einen wesentlichen Teil potenter
Kundschaft verloren, jener erfolgreichen und aufstrebenden Kreise, deren Vernögen über
Kriegsanleihen verloren gegangen waren.
Dazu bietet der Puch G von Data
Scientist Heimo Müller einen Anknüpfungspunkt auf zweierlei Art. Erstens ist das ein
jüngeres Beispiel für ein exponiertes Spitzenprdukt der Automobilindustrie Österreichs,
zweitens haben sowohl der G-Wagen, also auch sein Vorgängermodell, der Pinzgauer
in verschiedenen Ausführungen, in den Balkankriegen der 1990er Jahre eine wichtuige Rolle
in der Logistik der Kriegsgegner gespielt.
Terensko Vozila ist der
serbokroatische Begriff für Geländefahrzeug, das 4x4 bedeutet Allradantrieb.
Was gegen Ende des 19. Jahrhunderts als ein Amalgam nationalistisch- rassistischer
Diskurse dingfest wurde, hat die Konzepte und Handlungsweisen vieler Menschen so
beeinflußt, daß daraus eine breite Blutspur entstand. Dabei war Logistik immer sehr
wichtig.
Genauer gesagt: das Transportwesen. Egal, ob
es um Mannschaften und schweres Gerät ging, ob es um markierte Opfer ging, die zur
Schlachtbank geführt werden mußten, schließlich aber auch an entlegene Plätze, um ihre
Leichen verschwinden zu machen...
Dafür steht in unserer jüngsten
Vergangeneheit die Enklave Srebrenica geradezu exemplarisch, als Tausende moslemische
Männer von der serbischen Soldateska des Radko Mladic in Autobusse verfrachtet wurden.
Man sah sie nie wieder.
So hat es eine symbolische Querverbindung,
wenn wir 2018 in einem anderen Teil des Kunstsymposions (Mythos Puch V) das Thema
"Zugkraft und Ladekapazität" behandeln werden, wofür Heimo Müller
ebenfalls einige Kompetenz einbringt. Und zwar über einen Steyr 680 aus dem Jahr
1969.
Wir hatten 2015 gemeinsam mit dem serbischen
Künstler Selman Trtovac das Thema "Heterotopia
PertpetuumMobile" bearbeitet. Natürlich blieben da etliche Feagen offen,
denen erneut nachzugehen wäre.
Was jetzt zur Debatte steht, bezieht sich also
aus mehrjährigen Arbeitsprozessen, ist aber vor allem eine unmittelbare Auswertung des
2017er Kunstsymposions und des Projektes "Vom Pferd zum Sattelschlepper",
das uns für dieses kommende Arbeitsjahr einige Grundlagen liefert.
+) Mythos Puch V: Zugkraft
und Ladekapazität
+) Selman
Trtovac: Heterotopia PertpetuumMobile
+) Vom Pferd zum
Sattelschlepper
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