the long distance howl | interferenzen | das 2018er kunstsymposion

Sarajevo: Kontext II

Der Gräf & Stift des Grafen Harrach, in dem Franz Ferdfinand und Sophie von Gavro Princip tödlich verwundet wurden, steht heute im Heeresgeschichtlichen Museum Wien. Der Sarajevo-Wagen ist da in doppelter Bedeutung verwahrt. Einerseits quasi als Tatort von zentraler Bedeutung für die nationalen Narrative Österreichs.

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Andrerseits als ein Spitzenprdukt der damals noch jungen Automobilindustrie Österreichs, die im Großen Krieg neue Optionen an die Schlachtfelder heranbrachte, danach aber auf verschiedene Produktionsorte in neuen Staaten zerfiel, also zerbrach. Sie hatte ferner einen wesentlichen Teil potenter Kundschaft verloren, jener erfolgreichen und aufstrebenden Kreise, deren Vernögen über Kriegsanleihen verloren gegangen waren.

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Dazu bietet der Puch G von Data Scientist Heimo Müller einen Anknüpfungspunkt auf zweierlei Art. Erstens ist das ein jüngeres Beispiel für ein exponiertes Spitzenprdukt der Automobilindustrie Österreichs, zweitens haben sowohl der G-Wagen, also auch sein Vorgängermodell, der Pinzgauer in verschiedenen Ausführungen, in den Balkankriegen der 1990er Jahre eine wichtuige Rolle in der Logistik der Kriegsgegner gespielt.

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Terensko Vozila ist der serbokroatische Begriff für Geländefahrzeug, das 4x4 bedeutet Allradantrieb. Was gegen Ende des 19. Jahrhunderts als ein Amalgam nationalistisch- rassistischer Diskurse dingfest wurde, hat die Konzepte und Handlungsweisen vieler Menschen so beeinflußt, daß daraus eine breite Blutspur entstand. Dabei war Logistik immer sehr wichtig.

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Genauer gesagt: das Transportwesen. Egal, ob es um Mannschaften und schweres Gerät ging, ob es um markierte Opfer ging, die zur Schlachtbank geführt werden mußten, schließlich aber auch an entlegene Plätze, um ihre Leichen verschwinden zu machen...

Dafür steht in unserer jüngsten Vergangeneheit die Enklave Srebrenica geradezu exemplarisch, als Tausende moslemische Männer von der serbischen Soldateska des Radko Mladic in Autobusse verfrachtet wurden. Man sah sie nie wieder.

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So hat es eine symbolische Querverbindung, wenn wir 2018 in einem anderen Teil des Kunstsymposions (Mythos Puch V) das Thema "Zugkraft und Ladekapazität" behandeln werden, wofür Heimo Müller ebenfalls einige Kompetenz einbringt. Und zwar über einen Steyr 680 aus dem Jahr 1969.

Wir hatten 2015 gemeinsam mit dem serbischen Künstler Selman Trtovac das Thema "Heterotopia PertpetuumMobile" bearbeitet. Natürlich blieben da etliche Feagen offen, denen erneut nachzugehen wäre.

Was jetzt zur Debatte steht, bezieht sich also aus mehrjährigen Arbeitsprozessen, ist aber vor allem eine unmittelbare Auswertung des 2017er Kunstsymposions und des Projektes "Vom Pferd zum Sattelschlepper", das uns für dieses kommende Arbeitsjahr einige Grundlagen liefert.

+) Mythos Puch V: Zugkraft und Ladekapazität
+) Selman Trtovac: Heterotopia PertpetuumMobile
+) Vom Pferd zum Sattelschlepper


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