konvergenz / gleisdorf
zentrum / das fenster / seite #1
Am 6. April 2004 wurden unter meinem Fenster
wieder einmal schwere Maschinen angeworfen. Was einst ein Baumarkt war und dann etliche
Jahre eine still genutzte Halle, verschwand vom Grundstück. Ich wußte schon eine Weile,
wofür hier das Terrain eingeebnet wurde.
Bei meinem Faible für Nutzfahrzeuge und
Baustellen bekam ich da auf Jahre viel zu sehen, was mich im Bann hielt. Derlei bringt
für Anrainer natürlich auch unbequeme Stunden. Aber wie könnte es im Zentrum der Stadt
anders sein? Hier sind die Verhältnisse immer in Bewegung.
Ich hatte den Blick auf die Rathausgasse schon
früher in Variationen festgehalten. Das folgende Foto entstand im Jänner 2001,
allerdings ein Stockwerk höher. Später hielt ich am Küchenfenster als Ausgangspunkt
fest.
Im Jänner 2015 (nächstes Foto) zeigte sich
ein völlig verändertes Panorama, das in den rund eineinhalb Jahrzehnten Kulisse für
ganz unterschiedliche Ereignisse war. Dieser quasi Vorplatz meiner Ansässigkeit ist die
urbane und trivialisierte Entsprechung dessen, was hier in der Region einst Hoamatl
genannt wurde.
Der Begriff und seine Bedeutung sind etwas in
Vergessenheit geraten. Eine Frau aus dem nahen Kötschmanngraben hatte mir ihr Elternhaus
gezeigt, eine geduckte Landwirtschaft unterhalb von Schloß Freiberg, und sagte:
"Das ist mein Hoamatl." Heimat war also ursprünglich nicht die Region,
auch nicht der Staat, sondern etwas viel Kleinräumigeres, dem man sich höchst
persönlich verbunden fühlte. [Seite #2]
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