the train: locomotion 30 / notizen

Da hat es nun nun in den Korrespondenzen der Crew etwas geholpert. Die Kant in Teheran-Sache war ein kräftiger Stein in ein unruhiges Wasser. Zugegeben, ich habe mich erheblich quer gelegt, als es kurz mal zur Verkürzung "Islam + islamische Staaten = Fundamentalismus + Terrorismus" kam.

"drehen wirs um. / welche botschaften signalsieren die islamischen staaten an. ??? / der islamische fundamentalismus ist gegner der aufklaerung. / die katholischen neocons und whasps freuen sich weltweit, dass sie in antwort auf khomeni nun endlich wieder so richtig fundamentalistich denken und agieren koennen."

Da war vorher noch mein energisches "sachte, sachte!", ich las darauf: "was heisst hier sachte sachte. [...] die frage was der islamische fundamentalismus an welt signalisiert, ist meht als berechtigt."

Ja, sicher, berechtigt, aber was hat das so ganz genau mit dem Islam zu tun?

"noch immer habe ich das video in erinnerung, das zeigt, wie die taliban dem journalisten daniel pearl vor laufender kamera die kehle durchgeschnitten haben."

Ja, sicher, übrigens, die Berg-Enthauptung ist HIER in "The Junction" kurz thematisiert. Aber es ist schon "der Islam" eine problematische Verallgemeinerung. Den Islam dann auch noch mit den Taliban als synonym zu betrachten, das ist unzulässig. Weil einfach faktisch falsch.

"kommt jetzt der politisch korrekte trans- islamismus ???"

Naja, wo man aus den islamischen Kulturen stammende Sektierer mit dem Islam gleichsetzt, islamische Staaten als Terrorregime versteht, endet zumindest jene differenzierende Betrachtungsweise, auf die ich mich bei diesen heiklen Themen angewiesen fühle.

Jedenfalls folgte noch eine ausführliche Aufzählung von Terrorakten, deren Täter fraglos Moslems waren. Wer darauf hin feststellt, es sei eben "der Islam" die Quelle dieses Terrors, unterschlägt die überaus notwendige Prüfung der konkreten Ursachen solcher Attacken.

In eben dieser Schublade erfuhr ich dann auch gleich noch:
"was handke anlangt: na ja. immerhin hat er in seinem ersten buch die killing fields von srbrenice in abrede gestellt."

Liest man das Buch aufmerksam, stellt man fest: das Gegenteil ist der Fall. (Ich hab das in meinem Logbuch dargelegt.)

Am Mittwoch, 23. Februar 2005, 19:24 erhielt die Liste ein erstes "unsubscribed".

Ich hab irgendwo in dieser Debatte [Mittwoch, 23. Februar 2005 13:52] eingeworfen, daß man weder "der Islam", noch "die islamische Kultur", noch "die islamischen Staaten" aussagekräftig zusammenfassen könne, weil das viel zu große, äußerst HETEROGENE Kategorien sind.

Was uns klar sein müßte, könnte, weil wir ähnlich schlampig schon "das Slawische" verkürzt haben, so wir im Österreich des Kalten Krieges aufgewachsen sind:

"wie ich von mirjana weiss, ist es ja keineswegs so, dass suedslawen und ostslawen sich barrierefrei mit einander verstawendigen koennten. setz mal tschechen und montenegriner an einen tisch. lustig!
sprache, metalitaet etc. das ergibt ja keineswegs *das slawische*.
was sagt denn deine gefaehrtin, franz? was weiss georg darueber? *das slawische* / *das islamische* ... phantasmen.
aber wie gehen wir nun mit einander um?
ich erinnere:
tarik ist ein dichter in kairo. wie mag er das finden, wenn man *islamischer statt* bei uns a priori mit kehle durchschneiden assoziiert. mika sagt, beograd, das sei IHRE stadt. waere dann srebrenica alles, was uns zu serbien einfaellt? (ah! ivan. auch so ein serbe. messer zwischen den zaehnen? nanu! oskar am arm.)"

Martin K.


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10•05