the train: locomotion #15

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Es ist was wunderschönes, sich durch verschiedene Identitäten zu bewegen. Es ist eine große Freiheit, die nicht überall selbstverständlich ist. Das hängt stark von den politischen und sozialen Gegebenheiten ab.

Identitäten zu wechseln wird oft mit der Identitätslosigkeit verwechselt. Wobei das nach meiner Meinung genau dessen Gegenteil ist. Ich kann nur in was anderes wechseln, wenn ich weiß, wo ich bin und was ich zu wechseln habe! Wenn ich weiß, daß ich beides zu gleich sein kann. Genau in dieser Simultaneität der Identitäten finde ich die höchste Freiheit.

Das ist ein großes Problem in dem Land, aus dem ich komme. Serbien. Kriegspropaganda und politische Propaganda haben eine bestimmte Identität forciert und zur einzig akzeptablen erklärt. Die nationale Identität als wichtigste für die Bürger zu setzen, das ist das gefährlichste Konzept. Welches gerade die Länder Ex-Jugoslawiens mit viel Blut bezahlt haben.

Einige der Länder haben das Konzept schnell gewechselt. Um von einer "nationalen" zu einer "europäischen" Identität zu kommen. Das halte ich in einigen Punkten für richtig. Und auch für notwendig.

Andere Länder sind noch weit von diesem Schritt entfernt. Was mich interessiert: Wie könnte man diesen Prozessen helfen, ja helfen, obwohl ich das Wort hasse, auf diese Wege zu kommen? Was wäre die notwendige Voraussetzungen dafür? Was heißt das konkret?

Obwohl, um ehrlich zu sein, für manche Länder, auch meines, hat das "gute alte Europa" noch keinen passender Anzug gefunden. Oder nur den alten im Kasten, der uns nicht paßt.

Zurück zur Zugreise:
Fürher, als Studentin habe ich schon die Atmosphäre auf den Bahnhöfen geliebt. Das waren die Plätzen, wo ich in andere Identität schlüpfen könnte. Als Reisende, Avantouristin, Nomadin? (Was sich natürlich in der Prä-Rayan Air-Ära abgespielt hat.)

So, von der Zugreise bin ich begeistert. Mindestens weil ich in der Hoffnung bin, meine inzwischen verlorene Identität der Fußballspielerin wieder zu finden. (Da ich in einem Buben-Ghetto aufgewachsen bin, war das reine Überlebensstrategie.)

Mirjana Selakov


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8•05