Elisabeth Mayerhofer: Thema / "KünstlerInnen"

Eine bekannte Ausgangsbasis: KünstlerInnen sind per definitionem (hier schlägt natürlich auch noch immer das Genie durch) TrägerInnen der Leittugenden einer globalisierten, postfordistischen Wirtschaft: Innovation/Kreativität, Flexibilität, projektorientiertes Arbeiten, permanente Weiterbildung, Medien- und ästhetische Kompetenz, Interdisziplinarität. Deshalb werden sie auch so gerne als Modelle einer künftigen Arbeitswelt vorgeführt – von Politik, Wissenschaft etc. (bahnbrechend: Charles Leadbeater/Kate Oakley: "The Independents. Britains New Cultural Entrpreneurs"). In den Veränderungen der Erwerbsarbeit erleben KünstlerInnen einen zweiten Frühling als Projektionsflächen (vgl. Lifestyle-Konzepte wie Loft Living, Bobos usw. usf.); hier kann auch wieder der Ansatz von Creischer (das Genie als Notwendigkeit der bürgerlichen Gesellschaft) angewendet werden.

Aber, wie auch schon im 19. Jahrhundert schaut die fragmentierte Realität der Neuen Selbständigen auch wieder weniger hochglanzig schick aus als die Vorzeigbilder – Stichwort Working poor, ein Phänomen, das Kunstarbeitsmärkte ohnehin seit jeher prägt. Im Unterschied zur wohlfahrtsstaatlich inspirierten (Kultur)Politik wird jetzt aus dem Status quo eine Zielvorstellung gemacht – die vernetzten KreativunternehmerInnen der Wissensgesellschaft.

Und die KünstlerInnen? Sind keine homogene Gruppe. Soviel vorab. Ich konzentriere mich auf "creators", d.h. es geht nicht um reproduzierenden KünstlerInnen wie SchauspielerInnen, MusikerInnen, SängerInnen. Was machen aber nun die anderen? Und: Wer tut was?

Ein paar Punkte, die ich mir dazu näher anschauen möchte:

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Diskurs wirkt: Ohne auffallende Brüche in der Förderpolitik von Individuen ändert sich das Verhalten: Immer weniger junge KünstlerInnen holen sich ihre Finanzierung per Antrag von der öffentlichen Hand, sondern per McJob von der Grafikagentur.

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Strategien der Geschlechter: Weiße Männer tun, was sie immer schon getan haben: Sie gehen miteinander ins Hinterzimmer. Migranten versuchen, dort auch reinzukommen. Frauen setzen sich in EU-geförderte Empowerment-Seminare. Migrantinnen auch.

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Arten von Netzwerken (sichtbare, formalisierte vs. unsichtbare/informelle gesellschaftliche Praxis als Netzwerk);
strong ties vs. weak ties.


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24•05