"Die Stadt eine Erzählung"
(Mein Fokus)Mein Zugang zum Projekt ist im
Fokus auf kulturelle Implikationen eingestellt. Als Autor und Repräsentant einer
"art under net conditions" verstehe ich das Upgrading vor allem als
Kontext-Arbeit, als ein "Deutungsgeschäft". Deshalb verwende ich den Begriff
"Erzählung". Was erzählt, was kolportiert wird, drückt die Bedeutung aus, die
man dem Erfahrbaren beimißt. Und dem, was aus individueller Erinnerung in eine
gesellschaftlichen Erinnerung eingehen darf.
Bedeutungszuweisung dessen, was man einem Ort und seinen
Menschen zutraut, beeinflußt die Möglichkeiten des Areals, das zur Debatte steht. Image.
Spirit. Der Ausdruck von Attraktion. In diesem Zusammenhang frage ich mich vorzugsweise:
+) Was wird erzählt?
+) Wer erzählt?
+) Welche Erzählebenen sind in Wirkung?
+) Wie sind die Fragen der Definitionsmacht geregelt?
+) Was geht formell in die Öffentlichkeit, den öffentlichen Diskurs ein?
+) Was geht informell in diese Arten von Teilöffentlichkeit ein?
Der Gang durch die Gassen, der Augenschein auf dem Areal
steht für mich ergänzend zu einer angemessenen Literaturrecherche. Die
Literaturrecherche ist vorerst wesentlich den historischen Hintergründen und den
"Phantasmen der Stadt" gewidmet.
Den Augenschein habe ich auf drei Motivgruppen
konzentriert.
A) Markante Positionen
B) Die Overhead-Zone
C) The Motion (eine Short Run Exhibition)
Die Geschichtswissenschaft verwaltet das Gedächtnis einer
Gesellschaft. Ihre Deutungseliten sind keineswegs unparteiisch. Wo sich Politik auf die
Arbeit dieser Eliten stützt, um Schwerpunkte zu formulieren und entsprechende Maßnahmen
einzuleiten, ist der Einwurf aus künstlerischer Praxis als "das andere Prinzip"
ein passables Kontrastmittel. Um dem Chor der Erzählungen über die Stadt einen Tenor
beizufügen, der parteiisch ist. Und zwar "Bottom up" (der primären
AkteurInnen) im Kontrast zu "Top down" (der Politik). Denn man kann ja nicht zur
gleichen Zeit auf der Seite der Polis und der Politiké stehen. In diesem Sinn tendiert
meine künstlerische Praxis zu einer teilnehmenden Beobachtung mit klarer Parteilichkeit.
Beide Positionen haben einen Schnittpunkt im Zugriff auf
kanonisiertes Herrschaftswissen, wie es der mit staatlicher Approbation versehene Diskurs
der Geschichtswissenschaft darstellt. Somit stelle ich mich an einer Schnittstelle auf, wo
die verschiedenen Diskursformen und -ebenen in einander zu gehen versprechen.
Hat eine Stadt Paradigmen, die sich aus ihrem historischen
Hintergrund ableiten und die in eben diesem Sinn verstanden werden? Es gibt auf jeden Fall
tradierte Phantasmen, die Graz prägen, auf die mindestens von der Politik gelegentlich
rekurriert wird. Phantsamen, die eine subjektive Erfahrung der Stadt beeinspruchen. Jedes
ausgesprochene "Wir Grazerinnen und Grazer ..." bedient solche Traditionen.
Ich möchte diese Phantasmen wenigstens skizzieren, um den
"Einspruch der Phantasmen" sichtbar(er) zu machen. Denn nur mit dieser höheren
Sichtbarkeit der Phantasmen kann ich ihre Wirkung auf meine persönliche Erfahrung der
Stadt einschätzen.
Subjekte, handelnde Personen eines bestimmten Areals,
drücken ihre Wahrheiten schon allein dadurch aus, daß sie sind wer sie sind und tun was
sie tun. Selbst wenn sie in all dem nie ihre Stimme erheben würden, um ein Statement
über die Stadt oder einen ihrer Teile abzugeben.
[BIG VIEW]
Exemplarisch zu dieser Anschauung eine Fotografie, die ich
auf dem Lendplatz gemacht habe und von der ich meine, daß sie wenigstens drei Positionen
darlegt, die im öffentlichen Raum quasi als "Echo" zu finden sind, von den
Akteurinnen aber vermutlich nicht explizit gemacht werden.
Würden Sie mir Ihre Deutung der möglichen Positionen (als
"Gerücht") mitteilen?
Martin Krusche
[feedback]
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