Manchmal, lange nachdem schwere Arbeit getan ist, findet sich ein Zeichen, das
auf solche Momente verweist. Meist sind dann grade noch die Ergebnisse dieser Arbeit zu
sehn. Oft haben sich auch diese Spuren aufgelöst und es ist bloß noch der Boden, den wir
betreten, mit Bedeutung aufgeladen. Mit dem Nachhall dessen, was wir an Menschen und ihrem
Tun nicht mehr finden können.
Wenn Saat und Ernte verweht sind, ist
freilich immer noch da, was wir uns unter Kultur vorstellen. Die Konsequenzen
menschlicher Anwesenheit und verflossenen Tuns. Kultur ist in ihrer immateriellen Form das
Fundament von Möglichkeitsräumen. Eine Summe von Vorleistungen, aus denen heraus einer
wie ich seine Optionen entwickelt. |
Möglichkeitsräume.
Seit über zwei Jahrtausenden haben wir ein Verständnis von Virtualität als
eben dieser Summe kultureller Vorleistungen, in denen sich auch die Disposition zu ganz
neuen Lösungen auftut. Diese Virtualität, gespeist
aus den Beiträgen unzähliger Lebenskonzepte verschiedener Völker, wo die Vielfalt der
Einfalt entgegensteht, auch: Antwortvielfalt, da kein Problem nur auf eine Weise zu lösen
ist, diese Fülle des Möglichkeitsraumes muß erst einmal erarbeitet sein. Damit wir
unsere Ideen von Virtualität in die Aktualität überführen können. (Dieses
Begriffspaar geht auf Aristoteles zurück.) |
Tote
Handschuhe sind der Nachhall solcher Prozesse des Herbeiführens von Aktualität.
Ich habe sie in Momenten aufgegriffen, wo das, was sie ausdrücken, schon dabei ist, in
die Virtualität zurückzusickern. Der Schutz der Hände ist ja ein Garant für die Kraft
des Geistes. Denn nur weil die Klauen einst zu Händen werden konnten, sich in ihren
Möglichkeiten verfeinerten, vermochte unser Maul zum Mund zu werden, vom groben zum
höchst differenzierten Werkzeug. Das war eine wesentliche Voraussetzung, Sprache zu
erwerben. Ein feines Sprechwerkzeug zu haben. Was dem Geist eine völlig neue Situation
schuf. So sind jene derben Handschuhe, denen die Hände Schutz verdanken, Verbündete des
Geistes. (Martin Krusche) |