Input #2

Was ist Code?
(Next Code: Zur Klärung)
Von Martin Krusche

Unter Code versteht man ein System von Regeln und Konventionen, in dem Zeichen aus einem vorhandenen Vorrat eindeutig bestimmten Bedeutungen zugeordnet werden können.

Das lateinische Alphabet entstand im siebten Jahrhundert vor Christus mit vorerst 21 Buchstaben. Im 11. Jahrhundert nach Christus hatte es den 26 Zeichen umfassenden Satz, mit dem es bis heute als weltweit führende Schrift gilt.

Buchstaben, Zeichen und Zahlen in einem Set ... der “alphanumerischer Code”. Den können Maschinen aber nicht verarbeiten. Sie brauchen einen schlichteren Code. Computer verstehen keinen Text, sehen keine Bilder, sie erreichen blitzschnelle Zustandsänderungen beim Abarbeiten von Impulsen. Diese Impulse, von denen es zwei Arten gibt (die mit 0 und 1 dargestellt werden), ergeben den “Binärcode”. Also einen zweiwertigen Zeichensatz. 0 oder 1 meint, Strom / Spannung ist nicht da oder da.

Indem man nun diese zwei Informationsarten / Zeichen unterschiedlich gruppiert, kann man ihnen andere Zeichen eindeutig zuweisen. Also auch alle Zeichen des uns vertrauten alphanumerischen Codes. Für den Computer werden die einzelnen “Bits” (0 oder 1) in Achtergruppen zusammengefaßt (“Bytes”), um damit je eines der Zeichen aus unserem Alphabet (Zahlen, Satz- und Sonderzeichen) darzustellen. Wir lesen also Text, währen die Maschine fast endlose Kolonnen von Nullen und Einsen “liest”.

Diese binäre Codierung von Rechenmaschinen hat der Gelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz erdacht. Er konstruierte die erste brauchbare Rechenmaschine (nach dem asiatischen Abakus). 1680 beschrieb er das Ausdrücken von Inhalten in der Darstellung durch nur zwei Zeichen: 0 und 1.

Vor ihm hatte der Philosoph Francis Bacon, schon 1605, bei seiner Befassung mit Geheimschriften, ein “Zweibuchstabenalphabet” vorgeschlagen. Er ordnete dazu die Buchstaben A und B in Fünfergruppen an. All das enthielt zugleich die Grundlagen für neue Formen der Telekommunikation. Also für die Möglichkeit, mit möglichst simplen Zeichenfolgen komplexe Botschaften über große Distanz übertragen zu können.

Lichtsignale seit der Antike, das Morsealphabet in der Moderne, kurz / lang als Entsprechung für 0/1 haben eine lange Geschichte als Code. Dieser Hintergrund ist das Fundament jener “Universalrechner” (Computer), die sich zuerst in der Datenverarbeitung bewährt haben, um uns heute als “Simulationsmaschinen” neue Arten von Räumen zugänglich zu machen. Das liegt vor allem an der umfassenden Nutzbarkeit des Binärcodes, durch den sich Texte, Bilder und Töne mit den gleichen Basiswerkzeugen herstellen, verarbeiten und vielfältig präsentieren lassen.

Ein Code und ein Maschinentyp für drei ursprünglich vollkommen getrennte Welten der Codierung. Das ist eine kulturgeschichtlich völlig neue Situation. Durch diese gemeinsame Basis der Codes und Maschinensysteme verschmelzen längst auch die Medienkomplexe, die sich einst neben einander entfaltet haben. Zeitungswesen, Telephonie, Radio, TV, Kino ... Das ist also ein Zeitalter der Medienkonvergenz. Durch die weltweite Vernetzung all dieser Systeme ist den Menschen zu ihrer Biosphäre auch eine die Welt umfassende Info-Sphäre erwachsen, deren Auswirkungen noch kaum absehbar sind.

All das wirkt sich radikal auf unsere vertrauten Verhältnisse von Räumen, Kommunikation und menschlicher Anwesenheit aus. Dem ist das Projekt “Next Code” gewidmet.


[die texte]

core | reset | home
45•05