Log #21 Der
Singer-Songwriter Chuck le Monds
ist Gleisdorf schon etliche Jahre eng verbunden. In einem Plauderstündchen habe ich etwas
über seine Wege erfahren, bevor er in die Oststeiermark kam. Daran finde ich etwas ganz
bemerkenswert, das in den Überlegungen zur Stadtentwicklung eine erhebliche Rolle spielen
kann. Wir sind von Bildern der Ortsgebundenheit geprägt.
Das sind ursprünglich Motive aus der agrarischen Welt.
Denen aber immer die soziale Tatsache von Umziehenden, Wanderarbeitern, mobilen Kräften
gegenüberstand. Seßhaftigkeit und Dauer. Lebensrealitäten handeln für unzählige
Menschen längst wieder verstärkt von einer Vielfalt der Lebensorte. Von Kontrasten.
Selbst wenn das nicht für alle so starke Abwechslung zeigt, wie Le Monds Biografie.
Er wurde in St. Louis, Missouri geboren, zog als Kind aus
der Großstadt in die Ländlichkeit einer Südstaaten-Farm, danach in die Abgelegenheit
der Apalaches, um in das Großstädtische zurückzukehren ... schließlich zog er als
Musiker dem Mississippi River entlang ... und so verkörpert er heute einen weiten Bogen
recht unterschiedlicher Rahmenbedingungen eines Lebens, sie sich in EINEM Dasein bündeln.
Was mich zur Frage bringt: Wie verhalten sich die seit
jeher Seßhaften zu den Mobileren in dieser Stadt, dieser Region? Und wie zeigt sich das
in den Veränderungsprozessen dieser Stadt?
Cut!
Helmut Friedl (Hier in einer kleinen Session
mitten in Gleisdorf) stammt aus Salzburg. Der Musiker und Dokumentalfilmer hatte bei der
Grazer "Diagonale" eben die Premiere seines Filmes "Aus der Zeit".
Worin er alte Geschäftsleute portraitierte, die vor dem Zusperren stehn. Ein
Lederwarengeschäft, eine kleine Drogerie, ein Knopfgeschäft und eine Fleischhauerei.
"Streß?" fragt der Drogist, der fast so alt ist wie das vergangene Jahrhundert.
"Streß, was is des? Nix für mi!"
Was Friedl in diesem Film zeigt, ruhig und präzise
erzählt, macht sehr deutlich, was wir alle kennen. Daß einem manchmal etwas vor Augen
steht, wovon man sich nicht trennen möchte. Während Kraft und Bedarf nicht reichen, es
in die Zukunft weiter zu führen.
Friedl: "Mit dem Verschwinden solcher Geschäfte
verschwindet Stadtkultur." Wenn also das was uns lieb ist nicht mehr teuer genug sein
darf, um es zu behalten, welche Konsequenzen hat das für eine Stadtentwicklung?
Cut!
So viel scheint nun geklärt, mit verschiedenen Instanzen
dieser Stadt, daß es kommenden Herbst einen starken kulturellen Akzent geben soll.
Bürgermeister, Kulturreferat und City Management haben klare Absichtserklärungen
geäußert. Jetzt sind die Umsetzungsfragen zu klären.
Dazu sind drei Positionen / Vorhaben in Arbeit:
+) Das Kunstprojekt "Next Code" (Initiator: M.
Krusche)
+) Die Installation "Spurband" (Initiatorin: B. Baumgartner)
+) Die Internet-Kulturplattform für Gleisdorf (Initiator: Ch. Stark)
Cut!
Was denn "Netzkultur" sei, was man sich
vorstellen könne, wenn von "art under net conditions" die Rede ist, erscheint
vielen Menschen noch sehr unklar. Weshalb ich eine Reihe kleiner Veranstaltungen entfalte,
über die man sich Eindrücke verschaffen kann, wie die einzelnen Elemente dieses
Kunstgenres zusammenwirken.
Da war zum Beispiel nun jene Station, mit der wir im
Betrieb von Gerhard Orthaber zu Gast gewesen sind. In der "Tupperware"-Halle
haben wir "Langsamkeit: Tee trinken" realisiert.
Es wird in diesem Sinn weitere Stationen geben. Teilweise
der Kunst gewidmet, teilweise kulturellen Themen. So haben wir uns etwa zu fragen, welche
zeitgemäßen Bildungsagenda auf dem Tisch liegen. Und von wem sie zu bearbeiten wären.
Denn Stadtentwicklung kann ja nicht bloß baulichen
Maßnahmen geschuldet sein. Sie ist vor allem ein kultureller Vorgang, ein komplexer
Kommunikationsprozeß.
Aus diesem Grund habe ich dem Kulturausschuß und den
Fraktionen der Stadt Gleisdorf ein kleines Ideen-Papier zu Bildungsfragen übermittelt. Mit der Bitte um
Feedback. Ich bin sehr neugierig, welche Positionen dazu in der Kommune auffindbar sind.
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