Log #20 Ist
Bildung noch ein Ideal, ein "kulturelles Gut", dem in dieser Gesellschaft
merkliche Wertschätzung gezollt wird? Hat das Schlagwort von der "Wissens- und
Informationsgesellschaft" zufriedenstellende praktische Entsprechungen? Gibt es für
eine Gemeinde gute Gründe, sich auf dem Bildungssektor zu engagieren?
Lernen. Das sei keine Qualität für sich, sagt Manuela
Burger. Darauf würden sich Erwachsene nur einlassen, wenn sie sehr klar sehen können,
was es ihnen bringt. Weshalb ein Engagement auf diesem Feld zwei wichtige Seiten betrifft.
Einerseits die Erhebung von konkretem Bedarf, von Interessen der Menschen. Andrerseits
vermittelnde Beratung im breiten Angebot.
Manuela Burger ist Repräsentantin des
"Bildungsnetzwerkes Steiermark": [LINK] In unserem Gespräch über den Stand der Dinge, wie man ihn aus
der Praxis in der Steiermark feststellen könne, meint Burger, daß, generell betrachtet,
die eingesessenen Institutionen etwas mehr Flexibilität vertragen könnten, um
bedarfsorientiertere Angebote zu schaffen. Während sie manchen privaten, kleineren
Initiativen einen Gewinn an Qualität wünscht.
Das "Bildungsnetzwerk Steiermark" betreut
übrigens im Oberen Murtal ein Pilotprojekt unter dem Titel "Lernende Region".
Man ahnt gewiß, wir haben nun auch ein paar Takte darüber gesprochen, wovon etwa ein
Modellfall "Lernende Stadt" handeln könnte ...
Cut!
In der abgelaufenen Woche gab es ein Meeting im Büro des
Bürgermeisters, bei dem unter anderem zur Debatte stand, welche zeitgemäßen Aufgaben
sich ein Kulturreferat stellen könnte. An diesem Gespräch nahmen auch der
interimistische Kulturreferent Hannes Felgitsch, der City-Manager Wolfgang Lidl und die
Designerin Barbara Baumgartner teil.
Dabei fragte Lidl einmal energisch, was denn nun mit Kultur
gemeint sein möchte. Womit er wohl andeutete, daß alles nun mal nichts
sei, falls man konkrete Artbeitsvorhaben formulieren möchte. Was ja eine sehr wichtige
Frage ist. Worauf man sich mit den gerade verfügbaren Zeit- und Geldmitteln konzentrieren
möchte. Weil eben für ALLES niemals genug Zeit und Geld da ist. Also brauchts temporäre
Schwerpunkte.
[Große Ansicht]
Wozu mir einfiel, daß beispielsweise Schnapsen natürlich
auch zum Spektrum kultureller Handlungen gehört. Allerdings zu einer Art, die nicht
gerade rasend nach Förderung aus öffentlichen Mitteln verlangt. Das Thema kam mir in den
Sinn, weil ich in dieser Woche ein weiteres Plauderstündchen mit Mark Blaschitz und Josef
Roschitz vom "SPLITTERWERK"
hatte. Wobei wir diesmal einen ruhigen Winkel im hinreißend beständigen Gasthaus Wurm
ausgelotet haben. Dort erwiesen sich Blaschitz und Roschitz als versierte Bauernschnapser.
(Ein Thema, mit dem man den Kulturausschuß nicht wird befassen müssen, es gedeiht
offenbar auch so ;-)))
Cut!
Kulturpolitik. Wovon handelt dieser Begriff? Politik ist
ein Wort, das sich von zwei anderen herleitet. "Polis" meint das
"Gemeinwesen", die Summe der Bürgerinnen und Bürger. "Politike"
meint die "Staatskunst", also die "Profi-Liga". Im Idealfall
vermittelt also Politik zwischen diesen beiden Bereichen einer Republik.
Herbert Nichols ist ein erfahrener Mann in dieser
"Übergangszone" zwischen Kunst, Kultur, politischen Gremien, Publikum ... jener
"Wildwasserregion" des kulturellen Geschehens. Als Mitarbeiter von
Kulturlandesrat Kurt Flecker ist er mit allerhand Umsetzungsfragen befaßt.
Dazu gehört für ihn aber offenbar auch das
Reflexionsgeschäft. In seiner Einleitung zum Buch "Mehr als. Soziokulturelle Chancen
seit 1977" (Leykam Verlag) zitiert er den Dirigenten Ingo Metzmacher:
.
Das macht deutlich: Kulturpolitik sollte sich nicht im
Verwalten von Zufall erschöpfen. Sondern mit Kunstschaffenden Dialoge führen. Um
Prozesse zu ermöglichen und zu gestalten. Ratlosigkeit wäre dabei das Verstummen. Und
schließlich die Selbstaufgabe von Politik.
Cut!
Die Serie von Arbeitsgesprächen entfaltet sich für mich
zu einer Tournee durch die gastlichen Stätten Gleisdorfs. Zum oben erwähnten stillen
Winkel im Gasthaus Wurm kam hier der Ausblick auf das verschneite Freibad von Gleisdorf:
... wo ich mit Designerin Baumgartner zu einigen Details
für das Projekt "Spurband" gekommen bin. Was bedeutet, dieser gesamte
Prozeß des Werdens eines künstlerischen Akzents in der Stadt zieht sich seit letztem
Sommer als ein Denk- und Schreibakt ganz real quer durch die Stadt.
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