Log #2 Ein
anregendes Denkmodell nennt drei Sektoren menschlicher Gesellschaft, die zu einander in
Wechselwirkung stehen:
+) Staat,
+) Markt und
+) Zivilgesellschaft.
Also hab ich mich in meinen Einladungen zu dieser
informellen Runde darauf konzentriert, schon im Auftakt jeden dieser Sektoren
berücksichtigt zu sehen. Daß "Zivilgesellschaft" die Bürgerinnen und Bürger
einer Gemeinschaft meint, liegt nahe. Daß der "Markt" von den
Wirtschaftstreibenden geprägt ist, scheint auch klar.
"Staat" meint dagegen die Organe der Politik und
der Verwaltung; eine Differenzierung, die von vielen Menschen ignoriert wird. Salopp
formuliert könnte man das Kräftespiel auf diesem Territorium so skizzieren: Der Beamte
widerspricht nicht gerne dem Politiker, ist aber meist noch im Amt, wenn die nächsten
Wahlen neue Verhältnisse geschaffen haben.
Cut!
Daß ich Christoph Stark in der Sache angesprochen hab, berührt zwei Bereiche
seiner Kompetenzen. Das Amt des Bürgermeisters Gleisdorfs gibt ihm eine maßgebliche
politische Funktion in meinem Lebensraum. Der Beruf des Strafreferenten läßt ihn der
Welt der Beamtenschaft zugehören.
Das sind zwei eng verzahnte, aber doch recht
unterschiedliche Felder, die das Gemeinwesen durchdringen. Profundes Verständnis, wie
diese Bereiche einerseits zu einander, andrerseits nach außen, auf die Gemeinschaft,
wirken, bleibt ein wesentlicher Aspekt des kulturellen Geschehens.
Cut!
Ich habe dies eine "informelle Runde" genannt. Es
ist genau so gemeint. Da es mir um das Ausloten einiger (kultureller) Optionen für die
nahe Zukunft geht, soll sich das nicht auf "antiquierte Wir-Konstruktionen"
stützen. Im Sinne von: Lagerbildung / Lagerbindung / Lagerabgrenzung.
Mich interessiert viel mehr die Möglichkeit, über eine
qualifizierte Kommunikationssituation ein sehr viel "luftigeres Wir"
herbeizuführen, das sich über Kommunikation und aktive Anwesenheit konstituiert. In der
den interessierten Personen sehr viel Bewegungsfreiheit geboten bleibt. Wobei man auch in
der Abwesenheit offene Zugänge erhalten findet ...
Cut!
Die geballte Faust sagt hier nichts über den Mann aus,
sondern ist gewissermaßen jenes Element, das die Kaffeetasse in Balance bringt ... mit
dem Ingenieur Andreas Turk hab ich in
den letzten Jahren immer wieder an einem Tisch gesessen, um beim Kaffee manchen Fragen
nachzugehen.
Turk ist permanent mit höchst komplexen Prozessen befaßt,
worin Fragen der Raumentwicklung, Regionalplanung und Aufgabenstellungen der Architektur
mit den oft sehr konträren Parteien solcher Prozesse vorangebracht werden müssen.
Er befaßt sich also mit Themen und Lösungsansätzen, zu
denen ich immer wieder offene Fragen habe. naheliegend, ihn auf unser Vorhaben
anzusprechen ...
Cut!
Mark Blaschitz ist ein faszinierender
Architektur-Theoretiker und Mitglied der Gruppe "SPLITTERWERK", die den
heurigen Österreich-Beitrag für die Architekturbiennale in Sao Paulo erarbeitet hat.
Durch die Debatten mit ihm hab ich wesentliche Impulse
bekommen, in welche Richtung die Konsequenzen der neuen Mediensituation für die Raum- und
Regionalkonzepte weiterzudenken sind. Eben NICHT in eine Neudeutung des Denkmodelles
"Zentrum / Provinz".
Die Visualisierungen mancher Debattenabschnitte haben mir
bei unserer Zusammenarbeit im "City Upgrade" ("steirischer herbst"
2005) einen Eindruck verschafft, wie quasi Momente des Diskurses auf rein visueller Ebene
sich entfalten können.
[Große Ansicht]
Ein sehr verblüffendes Mittel, über das mehr herauszufinden mir lohnend erscheint. Die
Arbeit des "SPLITTERWERKs" sucht schon geraume Zeit radikale Optionen der
Deutung von RAUM und menschlicher Anwesenheit. Solche Anstöße brauche ich, um in den
Annahmen über die Zusammenhänge von Geist, Leib und Ort voranzukommen.
Ich nutze solche Anregungen momentan vor allem, um meine
altvertrauten Bilder und Auffassungen davon, was "Stadt" sei, gelegentlich los
zu werden. Daß der Blick einen weiteren Horizont bekommen kann ...
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