Log #1

Von der Soziologie erfahren wir, daß es unmöglich sei, sich NICHT zu verhalten. Also läuft immer was. Welchen Stellenwert hat das kulturelle Geschehen dabei in Gemeinschaften? (Ist denn das begrifflich überhaupt klar einzugrenzen?)

Und! Keine Kommune kann vom ständigen Blühen handeln. Veränderungen als das Beständige! Lassen sich Konjunkturen reiten, wie das Surfer mit prächtigen Wellen tun? Wer konzentriert sich eher auf die Verbesserung des Surf-Stiles? Wer bevorzugt die mögliche Einwirkung auf die Wellen?

Oder funktioniert das, was wir uns unter STADT vorstellen, doch ganz anders?

Cut!

Andreas Mayer, Mastermind von "Space Unit", hat dieser Tage kurz in Gleisdorf Station gemacht. Wir debattieren gelegentlich derlei Fragen. Von ihm kamen für mich in letzter Zeit die wesentlichsten Impulse, das bipolare Begriffspaar "Zentrum / Provinz" aufzugeben.

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Mayer weist mich immer wieder darauf hin, daß die Mauern um eine Stadt, einst aus Stein, heute meist mentaler Art, daß solche Mauern Innovation aus der Stadt draußen halten. Nach seiner Auffassung reproduziert sich darin das alte Ringen zwischen Seßhaften und Nomaden ... Was will also im Fluß gehalten sein, damit sich das Blühen immer wieder einstellen kann?

Cut!

Ein oststeirischer Bauer, er war einige Jahre mein Hausherr, hatte mir Mitte der 1980er-Jahre eine recht wesentliche Differenzierung klar gemacht. "Fleißig sind viele", sagte er, "das heißt gar nix. Rausschauen muß dabei was. Ob wer tüchtig ist, darauf kommt's an."

Daraus darf man schließen, daß weniger die außergewöhnliche Anstrengungen Aufmerksamkeit verdienen, sondern der Fokus auf deren Ergebnisse eingestellt sein sollte.

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Was aber andrerseits nicht entkräftet, daß die besondere Anstrengung von Menschen der wohlwollenden Kenntnisnahme bedarf. Weil sie sonst, wenn man ihnen solche Zuwendung vorenthält, erfahrungsgemäß aufhören, sich ins Zeug zu schmeißen. Das meint: Anerkennung der Anstrengung.

Was will damit erzählt sein? Hm! Ich vermute, diese Geschichte handelt von der längerfristig nötigen Balance sehr unterschiedlicher Achtsamkeiten und Fokussierungen. Ein Argument gegen den "starren Blick".

Davon wiederum handelt Kultur in sehr wesentlichem Maß. Daß man den Blick wandern lassen sollte und die "Landkarten der Bedeutungen" immer wieder neu überprüfen, um sie von Zeit zu Zeit zu revidieren ... (Reden wir später einmal darüber, welche Rolle dabei "Definitionsmacht" spielt?)

Cut!

Sein Büro befindet sich mitten im traditionellen Zentrum der Stadt. Da ihm aber mehrere oststeirische Filialen unterstehen, muß er in seinem Tun natürlich die ganze Region mitdenken. Als Bankdirektor hat er wesentlich mit Geldflüssen und den wirtschaftlichen Prozessen des Raumes zu tun. Dieser Zugang zur Realität interessiert mich in dem Maße, wie ich quasi das solide Gegenteil eines Bankdirektors bin ... verläßlich unfähig, solche Flüsse und Prozesse zu "lesen". Ich lasse mich darin lieber von jemandem unterweisen, der sich auskennt ...

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Ein wichtiger Impuls, Volksbank-Boß Josef Tändl auf mein kulturelles Vorhaben anzusprechen, lag aber darin, daß ich um sein Interesse an der Kunst wußte, deren Werke er nun mal nicht als "Dekoration" oder vornehmlich Image-Faktor versteht.

Einer von mehreren Menschen in Gleisdorf, über die ich wußte, daß sie ihre Betriebe vorzüglich in Schuß haben. Im Sinn des oben zitierten bäuerlichen Grundsatzes von der Bedeutung der Tüchtigkeit. Was so oder so zeitraubende Geschäfte sind. Von Menschen, deren energischer Einsatz aber nie völlig das Augenmerk von kulturellen Zusammenhängen abzieht.

Das also haben jene Personen gemeinsam, die ich hier angesprochen habe, um sie für einige gemeinsame Schritte zu gewinnen, durch die ich ein paar aktuelle Fragestellungen unserer Kultur behandelt sehen möchte. Genauer: wodurch manche Fragen vielleicht überhaupt erst präzise formuliert werden können ...


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