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(Musiker, Tontechnik, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Peter Fritz / Musiker
Von Martin Krusche

"Wer eine Autorität für mich ist, entscheide ich selbst." Was diesen Musiker bewegt, wird meist von der Erwachsenenwelt als Serie düsterer Plakate in der Stadt wahrgenommen. Das sind freilich keine düsteren Leute. Fritz ist Sänger der Gruppe „Sole Method".

Die heutige Vielfalt der Stile und Richtungen von „Metal"-Musik ist für einen Zaungast nicht überblickbar. Für Insider ein Koordinatensystem, durch das Sachkundige wissen, mit wem sie es zu tun haben.

Die Jugendlichen haben sich ein differenziertes Sozialsystem geschaffen, in dem es zwar gelegentlich Brösel geben kann, aber die verschiedenen Szenen begegnen einander überwiegend mit Akzeptanz. „Metal, Punk, Hardcore, das war einmal härter abgegrenzt. Die Gruppen vertragen sich heute besser, man geht überall hin und wird nimmer blöd angeschaut."

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Was sie auf jeden Fall verbindet: Ihre Musiken sind den eigenen Eltern mit Sicherheit zu laut, zu hart. Das soll ja auch so sein, seit es Rockmusik gibt. (Wer je gelesen hat, wie entrüstet „brave Bürger" einst über die Walzermusik von Strauss waren, ahnt natürlich, worum es da im Kern geht: Emotionen leben.)

Das Auftreten der „Met'ler" im Alltag der Stadt haut harte Kontraste in's Straßenbild. Wer aus dem provokanten Kleidungs- und Frisurenstil, den Piercings und Tätowierungen voreilig möglichst falsche Schlüsse zieht, outet sich als genau das Problem, vor dem er andere gerne warnen würde.

Wie schon angedeutet, Toleranz, eigenwillige Selbstinszenierung und Emotionalität haben da großen Stellenwert. (Qualitäten, wegen deren Verlust Erwachsene oft ärztliche Hilfe brauchen.) Fritz würde natürlich mit seiner Erscheinung keinen Preis als „Schwiegersohn des Jahres" gewinnen. Er betont lächelnd: „Aus dem Rebellenalter bin ich heraußen. Aber eine Rock & Roll-Attitüde, die leb' ich noch."

Der Musiker schätzt Gleisdorf als eine Stadt, wo so etwas Platz hat. Wenn auch bloß am Stadtrand, aber da mit bemerkenswerten Möglichkeiten. Das hat mit dem „Kulturkeller" zu tun, in dem ursprünglich eine Kleinkunst-Schwerpunkt vorherrschte. „Wir haben dort 1998 die ersten Konzerte gemacht." Das wurde von einem jungen Publikum über die Jahre immer besser angenommen. Heute spielt da regelmäßig eine regionale und nationale Band-Szene. „Aber seit zirka vier Jahren haben wir dort auch internationale Acts."

Das weist zugleich auf den persönlichen Werdegang von Fritz hin. Er hat als Teenager mit der Musik begonnen. Es braucht seine Zeit, bis man sich auf den Bühnen bewährt, das Geld für eine gute Ausrüstung zusammen hat, „und dann merkst du halt auch, das ganze Drumherum, das Business ist genauso wichtig. Ohne Management gibt's keine Auftritte. Dann war für mich die Frage, ob ich lieber Musiker oder Tontechniker sein möchte. Ich hab bemerkt, je besser ich mich mit der Technik auskenne, desto besser wird mein Sound."

Fritz begann mit einem Studium der Musikwissenschaft, woran er aber bald das Interesse verlor. Also besuchte er eine Tontechnikerschule in Wien und holte sich so weiteres Know how. Durch all das hat er heute eine Existenz in der Szene. Wenn er nicht selbst mit der Band auf der Bühne steht, mischt er Konzerte. Außerdem betreibt er ein eigenes Tonstudio.

Vom Live-Betrieb weiß er: „Schuld ist immer der Techniker. Daran habe ich mich erst gewöhnen müssen. Alle wissen besser, wie man einen guten Sound macht." Da er den Konzertbetrieb aus allen Tätigkeitsbereichen kennt, weiß er freilich, wie die Dinge zusammengehen. Bei all dem zählt für ihn das „Authentisch-Sein". „Du bist es oder du bist es nicht. Ich möchte im Jetzt leben und nicht mit 50 sagen 'Hätte ich doch ...'"

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