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(Geschäftsführerin, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)• Portrait: Eva Skergeth-Lopiè /
Geschäftsführerin „Das Anerkennen von Unterschiedlichkeit als eine Bedingung für das Gedeihen menschlicher Gemeinschaft hat eine klare Voraussetzung: „Ein Streben nach Balance, ein Streben nach etwas, das Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit so sein läßt." Da redet jemand freilich nicht von Träumereien, sondern von konkreten Erfahrungen aus Jahrzehnten der Praxis in sozialer Arbeit.." Der Gleisdorfer Sozialbetrieb „Chance B" ist heuer im 20. Jahr seines Bestehens und hat eine neue Geschäftsführerin. Eva Skergeth-Lopiè kommt aus einschlägigem Engagement. Sie hat ursprünglich studiert, „um die theoretischen Grundlagen zu bekommen", war zuletzt bei der „Lebenshilfe" vor allem für „Jugendwohlfahrt" und „Behindertenhilfe" zuständig. Eines ihrer Prinzipien gibt Aufschluß darüber, wie so ein Weg gangbar bleibt: „Ich schau halt, daß ich mit mir zurechtkomme und mit den anderen aushandle: Wie geht es uns mit einander?" Es scheint eine vielversprechende Position zu sein, hier beide Aspekte verläßlich im Auge zu behalten. Damit zeichnet sich ab, worauf es in der Branche ankommt: „Daß die Menschen mit ihren Anliegen gehört werden." Und daß auf dieses Hören ein Verstehen folgen kann, daß daraus angemessenes Handeln entsteht. Gegenwärtig keine Kleinigkeit. Wenn die Gelder knapp werden, fragen viele Menschen nicht mehr nach den Ursachen und realen Zusammenhängen von Hilfsbedürftigkeit, sondern starten gleich einen Verteilungskampf, der sehr schnell zu einem Verdrängungswettbewerb werden kann. Bei diesem Rennen kommen vor allem Schwache leicht unter die Räder und müssen gelegentlich auch noch hören, sie seien daran selbst schuld. Harte Zeiten für Profis im Sozialbereich, denn es fehlt schnell und oft an den nötigen Mitteln, um Menschen in Nöten die nötige Hilfe zu sichern. Skergeth-Lopiè wirkt aber keineswegs so, als stünde sie gerade unter großem Druck. Sie kennt ihr Metier und scheint nicht zum Pessimismus zu neigen. „Mich bewegt die Person, die etwas braucht. Damit sie das kriegt, muß man ihr meistens eine zweite Person beistellen, die das kann. Die beiden müssen sich aber auch verstehen." So skizziert sie die Grundsituation, die wiederkehrend geschaffen werden muß, egal, ob ein Säugling oder ein alter Mensch der Unterstützung bedarf. Wer genau hinsieht, wird vielleicht entdecken: Dieser Modus fördert das Florieren einer Firma egal in welcher Branche und egal, ob es um Menschen mit Handicaps oder unbelastete Menschen geht. Skergeth-Lopiè weiter: „Den Begriff Zielgruppe verwenden wir nicht. Hilferufe kommen ja irgendwie daher." Daneben wiegt aber auch: „Ich muß mich natürlich um übliche Dienstleistungen kümmern und um das Etablierte. Aber man sollte auch offen bleiben, was an Anliegen noch formuliert wird. Darin liegen eventuell die neuen Anforderungen." Und wieder ein Aspekt, der wohl jedem Betriebsklima dienlich ist: „Das Hinhören ist wichtig. Es sich mit dem Abgrenzen nicht so leicht machen. Haltung muß da sein. Die Umsetzung im Alltag ist natürlich nicht einfach. Oft genug bleibt man im Moment hinter seinen eigenen Ansprüchen." Es geht also stets darum, passende Angebote zu entwickeln. Dabei muß auch manchmal improvisiert werden, denn es bestehen eben nicht immer gleich optimale Bedingungen. Das sei aber, so Skergeth-Lopiè, offenbar seit Beginn eine Qualität der „Chance Bg. Sie beschreibt den Ansatz so: „Jetzt machen wir einmal was möglich ist, wir verlieren aber die Vision nicht aus den Augen." Mit der Zeit werden Verbesserungen erreichbar sein. Also nicht warten, bis irgendwann alles paßt, sondern sofort aktiv werden, wenn wo Defizite erkennbar sind. Das bleibt natürlich recht knifflig in einer Gesellschaft, die unübersehbar und zunehmend auf hohe „Leistungg und wachsendes Tempo setzt, während ihr längst immer mehr „Beschleunigungsopfer" um die Ohren fliegen. „Wir haben ein klares Bekenntnis zum Regionalen. Hier soll geholfen werden. Nicht der Mensch soll kommen, wir müssen die Leistung hinbringen. Daher haben wir im Betrieb auch verschiedene Konzepte. Man muß immer wieder klären: Für wen will man da sein?" [Andere Portraits] [Martin Krusche: Home] |