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(Geschäftsfrau, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Barnbara Lukas / Geschäftsfrau
Von Martin Krusche

„Der Urgroßvater hat das Haus gekauft." Der ursprüngliche Standort in der Bürgergasse ist ab Anfang des 20. Jahrhunderts das erste Terrain der Firmengeschichte gewesen. „Er war Galanteriespengler."

Aus Blech gearbeitete Gegenstände des täglichen Bedarfs, im Gegensatz zu den Blecharbeiten an Häusern, Dächern. Aber auch Einfallsreiches bis Künstlerisches, jedoch für das Alltagsgeschäft meist Badewannen, „Schaffeln", Gießkannen. Es folgten drei Brüder, Alex, Josef und Julius Csamay. Da wurde vor allem für die Region produziert. Barbara faßt zusammen: „Csamay, Göber und Janser", das war diese Branche in Gleisdorf.

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An den Großonkel Alex erinnert sie sich so: „Der war ein richtiger Künstler." Er trug eine Baskenmütze und „hat immer herumgezeichnet. Der war mir ein Rätsel." Der Betrieb wandelte sich. „Eisenhandel, Schrauben, Geschirr, Porzellan und so Geschenksartikel." Csamay bewährte sich als lokaler Produzent, erweitert um den Handel. Doch mit dem Aufkommen der Baumärkte änderte sich die Marktsituation völlig. „Das war schon eine Krise."

Dieser Teil fällt schon in den Bereich ihrer unmittelbaren Familiengeschichte. Mutter Wiltraud hatte die „Eisenwarenhandlung" übernommen und sich den Anforderungen der Zeit gewidmet. Vater Franz Lukas, ein Handwerker, machte in den 1980ern sein eigenes Geschäft auf. Als Büchsenmacher stellte er Gewehre her, leistete Reparaturen, handelte mit Munition, Zubehör und Fischereibedarf.

Barbara sagt: „Seit ich gehen kann, bin ich im Geschäft gestanden." In ihrem Studium der Psychologie hat sie sich schließlich auf einen Wirtschaftsschwerpunkt konzentriert, weitere Kompetenzen als „Wirtschafts-Coach" erworben. Vor rund drei Jahren verließ der Betrieb den alten Standort im Zentrum, um zu expandieren. Barbara und Bruder Jörg sind heute für die Firma tätig. Das Anwesen im traditionellen Zentrum Gleisdorfs ist für neue Zwecke frei geworden.

Ein Teil davon ist nach wie vor dem Handel gewidmet, es entstand dahinter auch neuer Wohnraum. Doch ein anderer Teil des verfügbaren Bodens ist einem sehr speziellen Zweck gewidmet. „Ich will Leerflächen nutzen. Aber kommerzielles Ausreizen war nie im Mittelpunkt meiner Fragen." So berührte sie ein brisantes Thema, das heute in fast allen Innenstädten des Landes zur Debatte steht: „Eine leere Fläche hat weder Inhalt noch Aussage." Barbara zieht einen simplen Schluß: „Fehlt was? Gut, dann mach was. Gestalte deine Stadt. Ich kann ja nicht ewig herumrennen und mich beschweren." Also überlegte sie, „etwas zu schaffen, was die Innenstadt interessant macht."

So entstand der „einraum". Es ist quasi die kleinste Kunst-Galerie der Oststeiermark, mehr noch, eine Art „Möglichkeitsraum", in dem kulturelle Ideen erprobt werden können. Es geht ihr darum „einen Rahmen zu schaffen und Leute einzuladen, daß sie dem Raum eine neue Bedeutung geben." Denn Barbara meint: „Leer stehende Lokale sind deprimierend. Da schlafen einem die Füße ein." Womit sie auch andeutet, man könne in dieser Sache doch nicht bloß erwarten, die Gemeinde werde das schon regeln. Aber sie stellt optimistisch fest: „Mir kommt vor, die Leute sind momentan wieder geschäftslustiger." Dazu kommt: „Stadtentwicklung finde ich total spannend. In dieser Stadt gibt es viel Arbeit zu tun."

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