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(Sozialarbeiterin, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Sandra Niederl / Sozialarbeiterin
Von Martin Krusche

„Sie ist seit April 2004 im Gleisdorfer Jugendhaus [aus]ZEIT tätig. Die gelernte Einzelhandelskauffrau hatte durch ursprünglich ehrenamtliches Engagement Interesse an der Sozialarbeit gefunden. Das bewog sie schließlich, eine solide Ausbildung für diesen Bereich zu absolvieren.“

Heute hat Niederl ihren Kompetenzschwerpunkt in der Suchtarbeit. Sie vermißt bei diesem Thema allgemein ein breites Verständnis, daß man es bei Süchtigen mit Menschen zu tun habe, die auf Hilfe angewiesen sind. „Sucht ist eine Krankheit“, sagt Niederl. Manche würden bloß mit den Substanzen experimentieren, „andere geraten in eine Suchtspirale, aus der sie den Ausstieg nicht mehr schaffen.“

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Ihre Arbeit ist aber nicht bloß diesem heftigen Thema gewidmet. In unserer Kultur sind seit über zweitausend Jahren Texte überliefert, in denen Erwachsene beklagen, daß „die heutige Jugend“ nichts tauge und nur Schwierigkeiten machen würde. Als könnte es eine neue Generation ohne „Generationskonflikte“ geben. Niederl ist laufend mit diesen Konflikten als einer gesellschaftlichen Realität befaßt. Über die Zeit der Pubertät sagt sie: „Da kämpfen die Jugendlichen sehr mit sich selbst. Wie sollen sie sich zurechtfinden?“ Sie kennt solche Prozesse als ein massives Ringen um Klarheiten. Es sei für Erwachsene eben „eher anstrengend“, in solchen Zeiten den Kindern Grenzen zu setzen. „Jugendliche müssen das austesten.“ So oder so handeln diese Abschnitte von heftigen Auseinandersetzungen.

„Als die Erwachsenen von heute jung gewesen sind, war die Zeit eine ganz andere“, betont Niederl. Die harten Kontraste seien also unausweichlich. Dabei hält sie Vertrauen für ein zentrales Thema. „Daß man ihnen etwas zutraut. Man muß ihnen auch Platz lassen, daß sie etwas ausprobieren können. Eltern müssen es aushalten, daß sie manchmal große Umwege gehen. Ich weiß eh, es ist manchmal hart, ihnen den Vertrauensvorschuß zu geben, daß sie es schaffen werden.“

Ein Gemeinwesen kann profitieren, wenn es dann auch auf kommunaler Ebene Unterstützung für solche Prozesse gibt. Niederl sagt pointiert: „Jugendliche sind genauso Gemeindemitglieder mit Wünschen und Bedürfnissen, wie alle anderen.“ Dazu käme: „Das Negative merken sie sich schneller.“ Sie verlangen viel umgehender Klarheiten. „Die warten nicht drei Monate mit ‚naja’ und ‚vielleicht’.“

Wenn man damit beruflich befaßt ist, verlangt das „professionelle Beziehungsarbeit und Empathie“. Also gute Ausbildung und Einfühlungsvermögen. „Sonst kriegst du das Vertrauen der Youngsters nicht, da wirst du nicht angenommen.“ Dafür müsse man auch von der Gemeinde entsprechenden Rückhalt bekommen. Dazu gehören Wertschätzung und Weiterbildung. In Gleisdorf habe man schon lange erkannt, „daß Jugendarbeit und ‚Streetwork’ wichtig sind.“

Niederl sagt, bei allem, was mit Menschen zu tun hat, müsse man auch gut auf sich selbst schauen. „Abgrenzung ist ein wichtiges Thema. Das muß man lernen.“ Qualitätsstandards setzen und begleitende Maßnahmen finanzieren, „sonst schafft man es nicht lange“.

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27•08