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(Handel, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Maria Kulmer / Wäsche-Fachhandel
Von Martin Krusche

Es hat sich sehr viel verändert, seit Urgroßmutter allerhand riskierte, wenn sie einen nackten Knöchel sehen ließ. Die „Unaussprechlichen“ sind heute ganz offen Teil der Gespräche über Mode und werden gelegentlich sogar auf der Straße gezeigt; wenn auch nur in kleinen Ausschnitten.

Es klingt etwas ruppig, wenn man „Unterwäsche“ sagt. Ob „Wäsche“ oder „Dessous“, Dezenz und Diskretion gehören nach wie vor zum Geschäft. Maria Kulmer genießt bei manchen Familien schon über drei Generationen entsprechendes Vertrauen. Denn man kommt an Menschen sehr nahe heran, wenn Beratung gefragt ist.

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Es geht hier nicht nur um den „Standard-BH“, Strumpfhosen oder Bademode. „Da kommt dann zum Beispiel ein Ehepaar, das den 25. Hochzeitstag hat, und die Frau sagt: Ich bräuchte was anderes.“ Emotionen, Phantasien, manchmal Unsicherheit, in der man keinesfalls brüskiert werden möchte. „Ich muß nicht nach der Größe fragen. Ich seh es eh“, sagt Kulmer. Sie weiß um ihre Vertrauensstellung. „Die Menschen müssen sich bei mir sicher fühlen.“

Früher ging es auch um Augenhöhe. Da wurde das „bessergestellte“ Klientel nur von der Chefin bedient. Solche sozialen Distanzspiele sind heute eher nachrangig. Es zählen Sachkenntnis und Service. Dadurch kommt auch Kundschaft aus Graz, die das dort vielfach vermißt.

Kulmer liebt die Arbeit mit Menschen. „Ich bin aus einem Bauernhaus heraus.“ Ihre Lehre absolvierte sie im Pischelsdorfer Kaufhaus Köck. Der Lehrherr hatte ihr einst nahegelegt: „Dirndl, lern das Genausein.“ Anpacken gehört dazu. Daß man die nötige Arbeit selbst sieht. Zwischen Aufsperren und Zusperren: „Ich mache im Geschäft alles.“

Im Jahre 1982 hatte Kulmer für „Frau in der Wirtschaft“ die erste Modenschau organisiert. „Das ist damals völlig neu gewesen.“ Im vormaligen Gasthof Messner-Melchart war sie dabei noch selbst als Model über die Bühne gegangen. Heute sorgt sie immer noch für solche Shows in der Region. Was als „Kaufhaus Frandschitz“ schon im 19. Jahrhundert bestand, wurde 1998 von der Weizerin Gertrude Groh unter dem Titel „Wäsche, Wolle, Wunderwelt“ übernommen. Kulmer bewarb sich damals um die Geschäftsführung und bekam den Job.

Das Zentrum Gleisdorfs hält sie für den bestens Standort. So sei das Geschäft leicht zu finden, wenn man von auswärts kommt. Und: „Es herrscht da herinnen ein gutes soziales Klima. Man kennt sich.“ Über den Umsatz hat sie nichts zu klagen. Kulmer betont lächelnd: „Wenn ich nix tu, bekomm ich nix.“ Man müsse mit der Kundschaft mitgehen. Kulmer besucht die maßgeblichen Messen im Frühjahr und im Herbst, aber auch lokale Präsentationen in Graz. Wenn es offene Wünsche gibt, sagt sie pragmatisch: „Man kann es ja bestellen.“

Die Frau führt ein Kundenbuch, so kann sie zum Beispiel Männern aus der Verlegenheit helfen, wenn die für ihre Frauen ein Geschenk suchen, aber die Maße nicht kennen. Es kommt auch vor, daß sich jemand für Frau und Freundin gleichermaßen eindeckt. Einmal mehr zählt Diskretion. Und immer wieder: Beratung.

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