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(Handel, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Gertrude Brandl / Handarbeitsbedarf
Von Martin Krusche

In der Schulzeit „war Handarbeiten ein rotes Tuch für mich. Ich hab es nicht mögen.“ Heute ist es ihre Profession. Brandl hatte in ihrer ersten Karenzzeit die Freude am Sticken entdeckt.

Später war ihr das Entspannung nach einem langen Arbeitstag mit Büro und Haushalt. „Bis ich mit allem fertig bin und im Wohnzimmer lande, dann ist die Handarbeit dran.“

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Vor rund drei Jahren hat sie Gleisdorf als Standort gewählt und in der Weizer Straße „Gertis Handwerksstube“ eröffnet. Zwischen manchem eher kurzlebigen Trend gibt es über Jahrzehnte eine Hitliste, in der momentan das Stricken führt, gefolgt vom Sticken und vom Häkeln. Konzentration und Ausdauer sind gefragt. „Man glaubt gar nicht, wie viele Socken heute gestrickt werden.“ Vor allem möglichst bunt. Neben kniffligeren Arbeiten.

Manchmal setzt sich Brandl mit einer Kundin hin, um an einer Lösung zu tüfteln, weil die vorliegende Beschreibung zu unklar ist. Sie hilft aber auch gelegentlich Müttern aus der Verlegenheit, wenn die Tochter für die Schule etwas schaffen soll, was nicht gelingen will. „In Gleisdorf wird auch viel Patchwork gemacht.“ All das verlangt nach guter Qualität der Materialien. Denn man würde ungezählte Stunden eigener Arbeit vergeuden, wenn etwa „beim Waschen der Stoff eingeht und die Fäden bleiben.“

In Brandls Reich geht es um Handarbeit und viel Zeit. Da gibt man schon mal 50 bis 60 Euro bloß für das Material aus, um eine Decke zu fertigen, die von der Maschine gefertigt gerade 20 Euro kosten würde. Brandl übernimmt auch Auftragsarbeiten. „Was sie bei mir kaufen können, ist alles handgemacht.“ Bei den Vorhaben schätzt sie es, den Aufwand und das Ende der Arbeit einschätzen zu können. Hat man vier Seiten eines Tuches mit dem gleichen Motiv zu besticken, ist man bei der ersten frisch, bei der zweiten fröhlich, bleiben immer noch zwei, die geschafft werden sollen. Da ist auch mal von 400 Stunden Aufwand für eine große, runde Tischdecke die Rede.

Aber ihr Schwerpunkt ist momentan das Stricken. Die aktuellen Modefarben Anthrazit und Braun sind keineswegs ihre Favoriten, jedoch: „man kann das nicht ignorieren“. Brandl setzt auf erstklassige Lieferanten und spezielle Wolle. Das heißt auch: Farben, die nicht überall angeboten werden. Die Handelsvertreter in diesem Metier sind übrigens alles Männer, sagt sie, auch unter den Kunden gibt es welche.

Die Materialien stoßen vor Ort natürlich an Preisgrenzen. Wolle mit Anteilen von Seide, oder sogar mit Bambus durchmischt, ist nicht alle Tage zu verkaufen. „Was an Qualität und Preisen geht, ist von Gebiet zu Gebiet sehr verschieden.“ Die Nachfrage steigt vor allem vor Ostern und Weihnachten. Themenbezogene Musterhefte bieten Ideen zu Schwerpunkten wie „Herbstzauber“ oder „Faszination Küche“. Gelegentlich werden Trends aus den USA aufgenommen. Aber was vor allem Zierrat ist und sich letztlich als Staubfänger erweist, verschwindet alsbald wieder.

Kommt eine neue Wolle-Lieferung, widmet sich Brandl mit Leidenschaft der Regalwand und den Farbverläufen unter der penibel eingeräumten Ware. „Es muß farblich stimmen“, sagt sie über das Ensemble, das dann vom Boden bis zur Decke reicht.

Ursprünglich wollte Brandl sich auf den Bastelbereich spezialisieren. Dazu würde man aber einen enormen Lagerbestand brauchen, weil es auf diesem Sektor ein so breites Betätigungsfeld gibt. Diese Idee hatte sie also schnell wieder verworfen. Es blieb, als besonderer Bereich neben dem Strick-, Stick- und Häkelzubehör, bloß gläserner Schmuck aus Murano. Ebenfalls Handarbeit, versteht sich.


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