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(Automobil, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Sinabelkirchen)

• Portrait: Johannes-Georg Mandl / Liebhaber von Youngtimers
Von Martin Krusche

Überrestauriert? „Das habe ich hinter mir. Da fahrt man nur mehr nach Wetterbericht. Und wenn wer schmutzige Schuhe hat, willst du ihn nicht ins Auto lassen.“ Johannes-Georg Mandl verlangt von seinen Wagen Alltagstauglichkeit.

Auf ein Nummernschild kann man drei Autos anmelden. Also brauchte er manchmal zwei Tafeln: „Autos müssen ja bewegt werden.“ Er hatte bisher insgesamt 103 Fahrzeuge angemeldet. (Sein Vater brachte es auf 184.) Nach 18 Jahren Alfa Romeo und Strafzetteln, „mit denen ich mein Zimmer hätte tapezieren können“, verschrieb er sich „als Therapie“ einen gemächlicheren Citroen. Und kam schließlich an einen BMW. Zufällig ein eleganter Zwöflzylinder.

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Wer zum Sammeln neigt, riskiert beim Thema KFZ alle Freundschaften, sofern man den Verwandten und Bekannten früher oder später alle freien Flächen mit seinen Errungenschaften zuparkt. Mandl, bei Autos leidenschaftlich, aber im Leben lösungsorientiert, gab sich selbst einen guten Rat und machte aus seinem Hobby ein Geschäft.

Der professionelle Vermögensberater war zwischendurch mit der Finanzierung eines größeren Projektes in Sinabelkirchen befaßt. Statt dort (2005) bloß mit seinem Büro einzuziehen, lachten ihn die freien Quadratmeter an: „Da wär doch Platz für meine Autos“, dachte er. So entstand „Bavaria Classics“. Die Nase für Autos und den Geschäftssinn hat er selbst. 18 Monate Gewährleistung, „Da mache ich mir bei meinen Wagen keine Sorgen“, dazu verhelfen ihm seine Mechaniker. Wovon einer übrigens privat einen Lamborghini Countach fährt, also ein Faible für knifflige Aufgaben hat.

Mandl sprintet bei „Scheunen-Alarm“, wenn er also von einem überraschenden Fund erfährt, jederzeit los. „Sogar mit 39 Grad Fieber.“ Denn er hat „anderen Marken gegenüber keinerlei Berührungsängste“. Was zählt, sind Flair und Zustand der Wagen. „Meine Kunden haben oft sentimentale Gründe.“ Was jemand zum Beispiel in Jugendtagen als „Spießerauto“ oder „Familienkutsche“ nicht einmal verachtet hätte, kann 15 bis 25 Jahre später durch technische und ästhetische Qualitäten sehr anziehend sein.

Bei „Bavaria Classics“ kaufen junge Männer mit frischen Führerscheinen und Herren um die 70. Da ist weniger das „überperfekte Auto“ gefragt. Es muß das „richtige Auto“ sein. In einem guten Zustand. Mit Potenzial. „Technisch okay und daß man es im Alltag fahren kann.“

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Dabei kann ein Laie anfangs gelegentlich überfordert sein. Denn: „Gerade beim Youngtimer kann man eine verschärfte Pickerl-Kontrolle erleben. Da sind die Prüfer sehr genau.“ Die sehen da einfach einen Gebrauchtwagen. Was dagegen landläufig „Oldtimer“ heißt, gibt es im Gesetz gar nicht. Für „Historische Kraftwagen“ kann man allerdings einen Sonderstatus beantragen. Mandl: „Da ist man dann aber sehr eingeschränkt.“ Man darf nur gewisse Zeiten im Jahr fahren, muß ein Fahrtenbuch führen etc. Auf Wagen, die älter als 30 Jahre sind, werden sich meist sowieso nur sehr erfahrene Leute einlassen. Das zeitliche Vorfeld, die sogenannte „Youngtimer-Szene“, ist da im Vergleich viel „kundenfreundlicher“.

Über seinen „Best Boy“ in der Werkstatt sagt Mandl: „Mein Mechaniker ist ein Problemliebhaber.“ Was sie beide meiden: „Verbastelte Autos, verbreiterte oder tiefergelegte Exemplare.“ Das wäre nun mal ... nicht klassisch.


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30•06