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[12•04]

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Gleisdorfer Stadtjournal:  "Spuren" #22

Michael Vatter
Von Martin Krusche

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Was immer uns zu Ohren kommt, hat eine Klangquelle, von welcher die uns umgebende Luft in Schwingungen versetzt wird. Was wir hören ist eine „Übersetzung“ dieser Schwingungen. Von Tönen, Klängen, Geräuschen kann man sich ein Bild machen. Die Schallwellen haben vielfältige, vor allem aber darstellbare Formen. Das kennen Sie doch. Ob sie auf der grünen Wiese stehen, in einem vollgeräumten Zimmer, in einer Halle mit kahlen Wänden, das gleiche Rufen wird ganz unterschiedlich klingen.

Mit solchen Themen befaßt sich der Gleisdorfer Techniker Michael Vatter, seit er an der Grazer TU das Bauingenieurswesen studiert hat. Er war dann fünf Jahre Universitätsassistent für Baustatik. Schwingungen bestimmen unser Leben. Nicht nur in den Räumen, die wir bewohnen und bevölkern. Jeder feste Stoff schwingt. Schwingungen können Häuser und Brücken zum Einsturz bringen. Sie bestimmen, ob wir einen Klang als erfreulich, ein Geräusch als unerträglich erleben. „Jedes Ding hat, entsprechend seiner Beschaffenheit, eigene Schwingungsformen.“ Der Akustiker nimmt auf diese Formen Einfluß. „Ich kann das analysieren.“

Zum Beispiel, wie die akustischen Verhältnisse in einem Kinosaal sind. Ob aus dem Kinosaal störende Geräusche nach draußen dringen. Wie die Geräuschverhältnisse sich auf dem Parkplatz vor dem Kino verändern. Der Techniker erstellt „Lärmgutachten“. Denn die Gäste im Kino haben andere Interessen als die Anrainer.

Oder Schulen. Die Akustik in Klassenzimmern entscheidet mit, „ob sich die Kinder länger konzentrieren können, ob die Lehrer es stimmlich durchstehen. Weil ein Großteil der Wissensvermittlung ja über das Sprechen und Hören geschieht.“ Die Geräuschsituation in Turnsälen wird wesentlich von der Beschaffenheit der Wände abhängen. Noch heikler ist das, wenn etwa ein Blasorchester probt. Die Art des Raumes, das Luftvolumen, die Oberflächen der Wände ... „Ton verhält sich ähnlich wie Licht. Eine Wand kann also wie ein Spiegel sein.“ Sie wissen ja, was ein Echo ist. Reflektierter Schall.

Vatter ist seit seiner Studienzeit und bis heute aktiver Musiker, Sänger und Gitarrist. Von da her bezog er seinen aktuellen Interessensschwerpunkt. „Baue ich bestimmte Flächen auf, kann ich steuern wie ein Instrument klingt. Ich kann Klang unterstützen, verstärken oder zerstören.“ Reflexion, Diffusion, Absorption, Resonanz. Wände können zurückwerfen, zerstreuen oder aufsaugen. Und mitschwingen. Das beeinflußt Hörerlebnisse.

Vatter bearbeitet also nicht bloß übliche Bauvorhaben. Er hat sich auf die akustische Verbesserung von Räumen spezialisiert. Was neben üblichen baulichen Maßnahmen die Entwicklung von speziellen Elementen und Stellwänden meint, mit denen man die Raumsituation verschiedenen Anforderungen anpassen kann. Wie beispielsweise im neuen Gleisdorfer Stadtsaal. Vatter betreibt aber auch Forschung und Entwicklung, hat es schon zu einigen Patenten gebracht. (Was heutzutage meist nur noch großen Konzernen gelingt.)

Entsprechend pflegt der Betrieb internationale Geschäftskontakte. Von Slowenien, Italien und Deutschland bis in den Iran. Sein unternehmerisches Credo: „Du mußt für weit mehr offen sein als bloß für das, was du gerade bearbeitest.“ Er setzt hinzu: „Viele glauben, daß sie alles alleine am besten können. Ich setze auf Teamwork, wo jeder seine Qualitäten entfalten soll.“



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