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Gleisdorfer Stadtjournal: "Spuren" #21 Adi Ruprecht Der Gärtner hat seinen Beruf selbst gewählt. Eine Leidenschaft aus Kindertagen war die Brücke dazu. Er hatte sich mit zwölf Jahren für Kakteen begeistert. Diese besondere Pflanze stammt aus der Neuen Welt, vom amerikanischen Kontinent. Nur wenigen ist bewußt, daß manche Kakteen Jahrzehnte brauchen, um sich zu entfalten. Ruprecht schätzte die spröde Schönheit seit jeher. Es gibt rund 18.000 verschiedene Arten. Und eignete sich die spezielle Geduld an, die der Umgang mit lebendigen Dingen gut vertragen kann. Er ging schließlich in die Lehre. Inzwischen besteht der eigene Betrieb seit rund 20 Jahren. Ruprecht hatte mit Ehefrau Heidi erst die Gleisdorfer Gärtnerei Gindlhuber gepachtet, schließlich gekauft. Damals, erinnert er sich, waren Jungpflanzen ein Geschäft. Salat, Kraut, Kohlrabi. Außerdem gehörten Balkonpflanzen dazu. Damit konnte man für eine kleine Stadt im ländlichen Raum im Blickfeld der Kundschaft bleiben. Das hat sich natürlich stark verändert. Weil die menschliche Arbeitskraft viel teurer wurde. Und große Anbieter die Preise schrumpfen ließen. Weniger Handgriffe, ein Monat weniger Heizkosten, das sind starke Kostenfaktoren. Bei uns ist alles Handarbeit, sagt Ruprecht. Das läßt sich nicht automatisieren. Weshalb er den Schwerpunkt seiner Firma Richtung Floristik verschoben hat. Was zum Beispiel geschmackvolle Blumensträuße meint. Da wird mir die Arbeit bezahlt. Und die Sachkenntnis. Deshalb haben die Ruprechts vor rund sieben Jahren ausgebaut und das Angebot verlagert. Neue Akzente auf eigenem Grund und Boden. Kein Unternehmer könne es sich leisten, alles beim alten zu lassen. In meiner Größe muß man ein guter Einkäufer sein, sagt Ruprecht, was Abstecher nach Wien gleichermaßen verlangt wie nach Italien. Und die Qualität müsse stimmen. Ich muß den Pflanzen im Geschäft möglichst optimale Bedingungen schaffen. Bei der Präsentation. Sonst sieht man gleich, wenn man sie nach Hause gebracht hat, das was nicht stimmt. Außerdem haben große Ketten, vor allem Baumärkte, Konkurrenz entfaltet, die den Kleineren zusetzt. Artfremde Anbieter, sagt Ruprecht. Da ist ein ganz neuer Beruf entstanden. Gartencenter-Kaufleute. Diese Marktsituation kann ein Florist nicht ignorieren. Weiters gibt es Baumschulen. Und Landschaftsplaner, die bestenfalls einen kleinen Bagger und einige Helfer haben, alles andere nur nach Bedarf einkaufen. Die Branche ist vielfältig besetzt. Wir haben zehn Angestellte, sind also ein Kleinbetrieb. Da wiegen interessantes Angebot und fachlich fundierte Beratung. Das gehe nur mit sehr guten Leuten, betont Ruprecht. Da zählen Ausbildung und Arbeitsklima. Was er so illustriert: Ich kann auch mal beruhigt auf Urlaub fahren und weiß, daß im Geschäft alles klappt. In anderen Wirtschaftszweigen würde man das schon spüren, daß es keine solide Ausbildung mehr gebe, die Leute sich mit einem Betrieb nicht identifizieren könnten. Ruprecht hält solche Entwicklungen für sehr problematisch, setzt selbst auf persönlichen Bezug und gutes Einvernehmen mit seiner Belegschaft. Weil er nur so jene Qualität des gesamten Unternehmens sichern könne, die ihm auch für die Zukunft vorschwebt. Vielleicht nützt ihm dabei seine alte Leidenschaft für Kakteen. Wo klare Orientierung und langer Atem zählen. Dabei kann man eben nicht schwindeln, wenn man ein schönes Ergebnis haben möchte. |
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