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Gleisdorfer Stadtjournal:  "Stimmen" #24

Wolfgang Pfeifer
Von Martin Krusche

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„Die Jugend“ gibt es ebenso wenig wie „die Erwachsenen“. Da meidet der Gleisdorfer, Teil eines leitenden Teams des hiesigen Jugendhauses, Unschärfen. Er hat es mit sehr unterschiedlichen jungen Menschen in einem Altersrahmen zwischen 14 und 19 Jahren zu tun. Die Alltagssituation zeigt ihm zunehmend, daß mit „Jugendlichen“ immer jüngere Menschen gemeint sind. Pfeifer nennt als Kriterium für den Besuch des Hauses: „Wer sich hier wohl fühlt, ist willkommen.“ Da sich die Interessen Jugendlicher laufend ändert, ist Wachheit und Flexibilität unverzichtbar. Pfeifer: „Wir sind in der glücklichen Lage, daß uns der Bürgermeister signalisiert: Ihr seid’s die Profis, ihr macht’s das gut.“

Was in der Praxis bedeutet: „Ich bin quasi Dolmetscher. Ein Übersetzer zwischen Jugendlichen und Erwachsenen.“ Klingt einfach, ist in der Umsetzung anspruchsvoll. Um „Kulturschocks“ zu mildern oder gar zu meiden, müssen sich eben beide Seiten verstanden fühlen. Pfeifer sagt allerdings: „Parteilichkeit ist für uns ein Arbeitsprinzip.“ Das Team stellt sich klar auf die Seite der Jugendlichen, setzt sich unmißverständlich für die Bedürfnisse der sozial Schwächeren im gesellschaftlichen Gefüge ein.

Dieses Engagement wird in verschiedenen Bereichen umgesetzt. Freizeitangebote wie Spiele, Sport, Computerthemen. Beratung bleibt permanent wichtig. Krisenintervention unverzichtbar. Informationen zu den Themen Jobs, Sexualität, Sucht- und Gewichtsprobleme ... genau betrachtet sind das ja nicht bloß „Jugendthemen“. „Dazu bieten wir auch Erwachsenen unser Know how an.“

Die „Arbeit vor Ort“ muß aber auch bereichsübergreifende Bezugspunkte haben. „Es geht um Vernetzungsarbeit. Mit anderen Jugendeinrichtungen, dem Roten Kreuz, der Feuerwehr, der Europajugend. Aber auch mit überregionalen Fachstellen, anderen Jugendzentren und den Streetworkern.“ Dabei beschafft sich das Team selbst Know how, pflegt das Informationsangebot für ehrenamtlich Tätige; oder sorgt für laufende Kommunikation und inhaltlichen Austausch mit der lokalen Polizei. „Synergiebildung ist wichtig.“

Pfeifer sagt, der Job habe ein „Ablaufdatum“. „Ich kann nicht ewig in der Jugendarbeit bleiben. Das ist ein Teil meines Werdeganges. Aber mit 50 würde mir das vermutlich niemand mehr abnehmen.“

Hinzu kommt: „Es ist eine sehr anstrengende Arbeit, bei der man extrem aufpassen muß nicht auszubrennen.“ Jugendliche würden dauernd was erleben wollen. „Das wissen ja auch Eltern.“ Das könne gelegentlich sehr kraftraubend sein. Andrerseits: „Ich hab die Möglichkeit, mich mit meinen persönlichen Interessen sehr gut einzubringen. Wir sind ein Team von fünf Personen.“ Das ergebe einen breiten Fächer an Kompetenzen. „So kann jeder von uns meistens genau das tun, was er gut kann.“ Es gebe freilich auch Grenzen in der „offenen Jugendarbeit“. Da sei man dann auf gute Arbeitskontakte zu anderen Institutionen angewiesen. Und: „Jugendliche haben die Tendenz, sich den Platz zu nehmen, den sie brauchen. Nicht am Rand des Geschehens, sondern genau dort, wo das Leben ist.“ Das führe manchmal zur Reibung mit Erwachsenenwelten. „Wenn ich den Jugendlichen keinen Platz lasse, gibt es Krisen.“ Zum Beispiel, wenn es im Stadtzentrum nur Gastgärten und einen Kinderspielplatz gibt. Dann fehlen eindeutig Möglichkeiten. Möglichkeiten, für die man sich unter dem Motto „Offene Jugend- und Sozialarbeit“ engagiert. Das Team sieht dieses Jugendhaus als eine „Fachstelle für jugendrelevante Themen“. Für Gleisdorf und für den ländlichen Raum.



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