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[33•02]

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Gleisdorfer Stadtjournal: "Spuren" #19

Familie Janser
Von Martin Krusche

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Franz Janser sagt, in seiner Lehrzeit habe er rund eineinhalb Jahre Dächer gestrichen. Große Flächen. Seine Frau Karla erzählt, daß es damals noch keine beschichteten Bleche gab. „Kupfer. Verzinktes Blech. Kaum Aluminium. Eternit. Das war’s.“

Das Ehepaar Janser hat den Familienbetrieb im Sommer 1963 in der Bürgergasse eröffnet. Garage. Stall im Hof. Alles überschaubar. Bau- und Autospenglerei. Schließlich die Spezialisierung auf Kühlerreparaturen. Traktoren, Bagger, PKW und Lastwagen. Die Autospenglerei haben Jansers dann zugunsten anderer Teilbereiche aufgegeben. Franz: „Man hat schließlich für jede Marke eine eigene Richtbank gebraucht. Wegen der selbsttragenden Karosserien.“

Ab Mitte der 60er waren Blitzschutzanlagen im Kommen, wofür man eine eigene Prüfung brauchte. Karla: „Spengler- und Dachdeckerarbeiten werden meist in einem ausgeschrieben.“ Also absolvierte Franz die Meisterprüfung, Jansers erweiterten so ihre Möglichkeiten. Wie man auch am Beispiel von Franz Neuhold sehen kann, der am Tag der Eröffnung, vor 40 Jahren, als Lehrling aufgenommen wurde, und heute noch dem Betrieb angehört. Laufend neue Fertigkeiten erlernen, vielseitig einsetzbar sein. Denn es geht um kleine Lösungen ebenso wie große Aufgaben ... etwa die Fassaden des Gleisdorfer Kinos. Oder die Spenglerarbeiten am Grazer Hauptbahnhof.

Andrerseits betont Karla die Wichtigkeit des Augenmaßes für bewältigbare Dimensionen: „Wir wollten nie Zweigstellen aufbauen.“ Es ging immer um ein leistungsfähiges Stammhaus. Tochter Elke, die Betriebswirtschaft studiert hat, die Firma 1998 übernahm: „In unserer Größe legen wir auf Qualität wert. Wir machen es nicht über Masse. Wir punkten, indem wir das Handwerkliche noch beherrschen.“ Franz: „Die meiste Zeit wird ja auf der Baustelle gearbeitet. Da mußt du es handwerklich bringen.“ Elke: „Das Personal ist das Kapital. Darum bilden wir auch selbst Leute aus.“ Das waren bis heute über 100 Lehrlinge. Franz: „Anfangs hat es in der Oststeiermark sieben bis acht Betriebe gegeben. Heute sind es über 40.“

Karla, die den Bürobetrieb leitete: „Mein Mann hat den ganzen Tag auf den Baustellen gearbeitet.“ So zeigt sich die Aufteilung auch heute. Tochter Elke regelt das Organisatorische, das Handwerkliche obliegt dem Meister Manfred Hürzy. Der auf dieser Ebene dem Familienverband zugerechnet wird. Elke: „Das ist ein Vorteil in einem Familienbetrieb. Jeder fühlt sich verantwortlich.“ Verläßlichkeit wird von allen als wichtige Basis betont.

Darin kam auch Tochter Sandra zum Zug. Von der Architektin stammt die Planung zum Ausbau am heutigen Standort in der Schillerstraße. Da entspricht die Firma noch den Prinzipien alter Handwerksbetriebe. „Das ganze Haus“ unter einem Dach. Wohnhaus und Arbeitsplatz. Gerade noch mit einem externen Lager. Karla: „Es gibt heute viele Halbfertigprodukte, die man anbieten muß.“ Elke: „Die vielfältigen Materialien, Beschichtungen und Farben.“ Es werden zwar schon täglich Güter von den Herstellern angeliefert, aber das Tempo ist in der Wirtschaft enorm gestiegen. Franz: „Ab den 80ern wurde alles merklich schneller.“ Karla: „Früher haben wir in der Winterzeit vieles zugerichtet, vorbereitet.“ Elke: “Heute gibt’s praktisch keine Lieferzeiten mehr. Alles wird sofort erwartet.“ Franz: „Am Freitag Abend klommt das Fax, am Montag wollen die Leute die Angebote auf dem Tisch haben.“



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