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[18•02]

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Gleisdorfer Stadtjournal: "Stimmen" #21

Anita Schloffer
Von Martin Krusche

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Wenn jemand „Parksheriff“ sagt, das kommt häufig vor, ist damit ein „Straßenaufsichtsorgan“ gemeint. Die Stadtgemeinde hat seit 1997 einen Wachdienst beauftragt, die Parkraumüberwachung durchzuführen. Was von zwei Profis erledigt wird. Einer davon ist Anita Schloffer: „Unter Sheriff versteh ich was anderes. Was aggressiveres.“ sagt sie. Um lächelnd nachzusetzen: „Wir schießen auch nicht scharf.“ In einem Bereich ist sie der Exekutive gleichgestellt. In der Zuständigkeit für den „ruhenden Verkehr“. „Ich bin auf die Vorschriften vereidigt.“ Es gibt klare Tatbestände. Kein Parkschein? Die Zeit überzogen? Das Auto an verbotener Stelle oder behindernd abgestellt? „Die am blödesten dastehen, schimpfen oft am lautesten“, wenn sie zur Rede gestellt werden. In diesem Job muß man einiges aushalten. Schloffer: „Da fallen die Masken. Auch bei angesehen Leuten. Das würden sie nicht glauben.“ Das gehe durch alle sozialen Schichten.

Parkraum ist kostbares, weil knappes Gut, das heute eben „Eintritt“ kostet. In manchen Zonen der Stadt. Würde man den Kassier des Freibades beschimpfen, weil er seinen Job tut? Kaum. „Der Großteil der Leute ist nett und freundlich. Da gibt’s nichts.“ Manchmal lacht man auch gemeinsam über sehr dumme Ausreden. Doch: „Manche Männer haben offenbar Probleme, von eine Frau zurechtgewiesen zu werden.“ Allerdings können auch Frauen laut und ungehobelt werden. „Das hält sich ungefähr in der Waage.“

Daß manche Menschen aus Prinzip keinen Parkschein verwenden, überrascht. Vor allem, weil das ja recht teuer wird. Es gibt „Stammkunden“, die bringen es auf rund 20 Strafzettel im Monat. Welche Frustrationen werden da in den Straßenverkehr umgelegt? Drohungen, derbe Beschimpfungen, und auffallend häufig der Hinweis: „Da muß ich wohl zum Bürgermeister gehen.“ Christoph Stark sagt dazu unmißverständlich: „Ich mache grundsätzlich kein Beschwerdemanagement in Sachen Strafzettel.“

„Daß mir da wer droht“, meint Schloffer, „finde ich sehr traurig. Das macht die Situation natürlich nicht besser.“ Man darf sich in diesem Job nicht provozieren lassen.“ Denn: „Oft genug schreien einen Leute an. Da geh ich einfach. Da hat reden eh keinen Sinn.“ Und: „Man wird oft gleich mit du angesprochen. Das finde ich nicht korrekt.“

Die Arbeit zeigt freilich auch andere Seiten, kann Freude machen. „Ich war vorher im Medienbereich tätig. Mit Kundenkontakt.“ Das liegt dieser Frau. Das wird auch gefordert. „Menschen erzählen mir Geschichten.“ Manches grenzt an Sozialarbeit auf der Straße. Sie wird nach Wegen gefragt. Wo ein bestimmter Arzt zu finden sei. Wo man ein Zimmer bekommen könne. Wo in Gleisdorf gut zu essen sei. Das Sackerl mit Kleingeld gehört auch nicht zur „dienstlichen Ausstattung“. Aber wenn jemand Münzen für einen Parkautomaten braucht ... „Die Geschäftsleute wechseln meistens ungern.“ Obwohl das Service an möglicher Kundschaft wäre.

Schloffer betont: „Viele sind auch froh über unsere Arbeit. Weil man sonst ja in der Innenstadt keine Parkplätze bekommen würde.“ Dauerparker machen heute praktisch jedes Zentrum dicht, wenn es keine Regelungen gibt. „Freie Flächen, sowas spricht sich immer schnell herum.“ Dagegen sei Ladetätigkeit kein Problem. Man dürfe dafür ohne Parkschein jederzeit zehn Minuten stehen.



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