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Gleisdorfer Stadtjournal: "Stimmen" #19

Werner Weiß
Von Martin Krusche

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Daß sich Gleisdorf als „Solarhauptstadt Europas“ herausstellen konnte, hat im Kern mit der „Arbeitsgemeinschaft erneuerbare Energie“ zu tun. Einer ihrer Wegbereiter ist der Gleisdorfer Werner Weiß. Er setzt auf persönlichen Spielraum. „Es ist nicht so lustig, wenn ich jetzt schon genau weiß, was ich in zwei Jahren tun werde.“ Weiß arbeitet auf Feldern, wo gangbare Wege oft erst gefunden werden müssen, wo einen ausgetretene Pfade nicht weiterführen.

Es begann in der Geschichte der Arge vor vielen Jahren in einem kleinen Büro im Keller von „Bio-Sepp“ Gauster. Ihre Arbeit brachte der Gruppe 1989 einen Staatspreis für Energieforschung. Und die Aufmerksamkeit des offiziellen Gleisdorfs. Dazu ein neues Büro im Dachgeschoß des Rathauses. Die vergangenen 90er-Jahre wurden in der Stadt als eine Erfolgsgeschichte der Arge verstanden. Weiß sieht das recht entspannt: „Wir sind heute in der ganzen Entwicklung total am Anfang.“ sagte er, meint weltweite Zusammenhänge.

Daß Gleisdorf und folglich die Oststeiermark für einige Zeit in der Solarthematik europaweit so exponiert erschienen, hält er inzwischen für Geschichte. Eine Geschichte, in der die Arge an rund 30 EU-Projekten mitgearbeitet hat. Weiß: „Österreich ist für uns zu klein, um zu überleben.“ Der EU-Beitritt ist daher ein wichtiger Impuls gewesen, sich international zu engagieren. Damit begann die Arge Mitte der 90er in Lettland.

„Nachhaltige Entwicklung, das passiert nicht in Gleisdorf oder in der Steiermark, sondern, wenn überhaupt, global.“ Eine zentrale Frage stelle sich so: „Wie kann man etwas weiterbringen, indem man bei uns was tut, aber auch wo anders etwas beiträgt?“ Er hat erfahren: „Die Anlagen schauen überall anders aus.“ Man müsse sich also über die anwendbaren Prinzipien klar werden und dann individuelle Lösungen finden. Ein Zugang, der auch für andere Lebens- und Arbeitsbereiche anregend erscheint. Grundsätzliches begreifen. Reichweite. Momente der Gesamtschau. Das Spezielle erfassen.

Das geht bei der Arge heute längst über Europa, über diesen Kontinent hinaus. Uganda, Tanzania, Zimbabwe ... Weiß: “Mit lokalen Leuten angepaßte Technologien entwickeln, die dort nicht erst importiert werden müssen.” Zwei bis drei Monate im Jahr hält sich der Ingenieur in Afrika auf. „Das sind sehr harte Kontraste.“ Essentielle Erfahrungen. „Als Tourist kannst du andere Kulturen nicht kennenlernen. Aber wenn du über mehrere Jahre mit den Menschen dort arbeitest ...“

Zugleich schätzt er die Strukturen seines Lebensortes Gleisdorf. Über das „Vehikel Solarenergie“ bleibt er in Bewegung. Allerdings: „Es gibt hier nur wenige, die das juckt.“ Pendler zwischen zwei Welten zu sein. Aber die „Arge erneuerbare Energie“ steht heute mit einem Team von 28 Leuten für ein breites Sektrum von Angeboten. Das Regionale, das Nationale und das Internationale werden so in einem wechselseitigen Kräftespiel gehalten.

„Unsere Leute arbeiten sehr engagiert und selbstständig. Das ist eine große.“ Weiß bekräftigt: „Für mich ist es total wichtig, daß es Spaß macht.“



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