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Gleisdorfer Stadtjournal: "Spuren" #15

Pezi und Matthias Gosch
Von Martin Krusche

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Gosch. Das ist eine Gleisdorfer Kaffeehaus-Dynastie, “Die Co” eine Institution im Zentrum der Stadt. Mit Matthias ist die vierte Generation in diesem Familienbetrieb tätig. Der Boß, “Pezi” Gosch, wurde in all das praktisch hineingeboren. Sein Großvater Hans hat in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts diese Tradition begründet. In der unteren Bürgergasse, wo heute die Drogerie Blumauer besteht. Daneben befand sich eine Hauptschule. Bei der man auch von einer “Kaffeehausklasse” sprach. Warum wohl?

Gleisdorf zeigte bürgerliche Züge. Kaufleute, Bäcker, Fleischhauer, Viehhändler ... da war durchaus Publikum für das, was schließlich als “Café, Frühstücksstube, Feinkost Hans Gosch” 1930 auf den Hauptplatz übersiedelte. Früher hielten die Geschäfte sonntags am Vormittag geöffnet, damit die Menschen aus der Umgebung nach dem Kirchgang Einkäufe tätigen konnten. Pezi: “Mein Großvater war Jäger. Wir haben seinerzeit am Sonntag frische Karpfen und Wildbret verkauft.”

Wenn Stammgäste sagen “Wir gehn ins Wohnzimmer”, ist das ein Hinweis darauf, daß ein Café für die Freizeit vieler Menschen eine wichtige Rolle spielt. Es ist aber ebenso Ergänzung der Berufswelt. Pezi: “Wir haben ab 6:45 Uhr geöffnet. Menschen, die mit dem Bus zur Arbeit kommen, schauen zum Frühstück herein.” Man ahnt, wie lange der Arbeitstag da wird. Denn bis nach der Sperrstunde alles wieder für den kommenden Morgen gerichtet ist, schlägt es ein Uhr nachts.

Das gehe heute natürlich nur in einem Familienbetrieb. Zu dem Matthias sagt: “Das wirft man ja nicht weg, wenn´s einem vorgelegt wird.” Obwohl Pezi betont, daß er es auch vom Enkel nicht erwarten würde, diese Geschichte weiterzutragen. Der Arbeitstag wird also gewöhnlich sehr lang. Ein konventionelles Familienleben läßt das nicht zu. Da schlagen die Uhren einfach anders. Auch die Veränderungen der Stadt und des gesellschaftlichen Lebens sind eine ständige Herausforderung. In diesem Job muß man offenbar sehr wach bleiben. Ein Leben lang.

Pezi, der den Betrieb 1986 übernommen hat: “Bis in die 60er-Jahre gab es in Gleisdorf über 20 Gasthäuser.” Die Stadt galt als “Vertreter-Treff” auf dem Wege von Graz nach Wien. Schon mit dem Ausbau der Straße nach Kirchbach habe man erlebt, daß Publikum wegfallen würde. Zwischen 1969 und 72 waren Autobahnanbindung und Umfahrung fertig. Was die Situation der Gleisdorfer Gastronomie völlig veränderte. Eine weitere Markeirung war das neue Verkehrskonzept. “Vorher kamen hier 18- bis 20.000 Autos pro Tag durch.” Heute ist es im Stadtzentrum vergleichsweise ruhig. “Unsere Umsatzspitzen tendieren stark zum Sommer hin. Wir sind sozusagen ein Saisonbetrieb geworden.” Die neuen Geschäftskonzentrationen am Stadtrand haben das Kräftespiel am Hauptplatz nachhaltig verändert. Vater und Sohn Gosch sind sich einig: “Es müssen wieder mehr attraktive Geschäfte im Zentrum entstehen.” Und: “Nur das belebt. Ohne Geschäfte kommen keine Leute herein.” Die beiden setzen zwar auch auf kulturelle Akzente. Aber: “Nur von Veranstaltungen kann man nicht leben. Das ist zu punktuell.”

Pezi und Matthias wissen, daß ihr Café ein Angelpunkt ist. Die gängige Redensart ist keineswegs von Anmaßung gefärbt: “Die Kirche und die Co.” Es geht um Bezugspunkte, an denen man etwas festmachen kann, wenn alles andere sich verändert. Das Café als Ort gesellschaftlichen Lebens kann so ein Bezugspunkt sein.



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