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[31•02]

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Gleisdorfer Stadtjournal: "Stimmen" #16

Herbert Hüttner
Von Martin Krusche

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Er ist hier Bademeister, seit es das Gleisdorfer Bad gibt. Davor bestand ein Flußbad, wo Raab und Raabnitz zusammenkommen. Im Raum Ungerdorf-Labuch. „Das ist durch ein Hochwasser weggeschwemmt worden. Danach hat man jahrelang mit dem Rad nach St. Ruprecht oder mit dem Zug nach Kirchberg und Weiz fahren müssen, wenn man baden wollte.“

1968 wurde das Gleisdorfer Bad eröffnet. „Bei der Feier hab ich als Schüler im Chor mitgesungen.“ Josef Kriendlhofer, Leiter der lokalen Liegenschaftsverwaltung, war der erste Bademeister. Bei ihm hat Hüttner das Metier gelernt. „Als Lehrbub hab ich an den Wochenenden Badedienst gemacht.“ Der ausgebildete Anlagenschlosser war dann, bevor er zu Puch ging, im Eggenberger Bad in Graz tätig. Für Gleisdorf organisierte er Ferienlager und andere Freizeitangebote für Jugendliche. 1985 bot man ihm den Job vor Ort an.

„Baden ist weit mehr als herkommen und schwimmen.“ sagt Hüttner. Man soll in diesem Beruf mit Menschen gut umgehen können, muß Rettungsschwimmer und Sanitäter sein. Manchmal braucht jemand bloß etwas mehr Schatten, manchmal einen Arzt. Man hat mit Chemie zu tun und soll sich als Techniker im Maschinenraum zurechtfinden. Hüttner bewährt sich auch als Animateur und als Organisator von Rahmenveranstaltungen. Als wir am Morgen eines prächtigen Sonntags auf der Terrasse sitzen, meint er: „Heute kommen sicher 2.500 bis 3.000 Leute.“

Hier ist von erheblicher Verantwortung die Rede. Oft braucht jemand Hilfe. „Da kommt wer mit einem Bienenstich oder einer Sportverletzung.“ Ein Kind hat sein Mama verloren. Auf dem Parkplatz ist jemandes Auto verstellt. Dazu kommt eine Besonderheit des 42.000 m2 großen Areals. In keinem anderen Teil der Stadt, in keiner anderen öffentlichen Einrichtung sind so viele verschiedene gesellschaftliche Gruppen so nah beieinander. So viele Generationen. Was sich anderswo gegeneinander abgrenzt, verschiedene Orte sucht, belebt hier, im Freibad, einen gemeinsamen Raum.

Ein Mix der verschiedensten Bedürfnisse und Anforderungen. Der Bademeister als Moderator unterschiedlichster Interessensgruppen. Das Spektrum reicht von strengem Revierverhalten bis zu Ansätzen der Regellosigkeit. Es gehe darum, ein bestimmtest Flair zu sichern, das die Menschen schätzen, betont Hüttner. „Es geht eben nicht nur um Wasserqualität.“ Die vorausgesetzt wird. Wie die Reinhaltung der Grünanlagen. Die Vorbereitungen für die Badesaison beginnen immer schon Mitte März. Eine Dame kommt an und sagt, sie würde ja selbst ohne weiteres gelegentlich zugreifen, aber an ihrem Liegeplatz müsse aufgeräumt werden. Hüttner lächelt milde und verspricht die Erledigung.

Das Team von vier Bademeistern hat seinen Grundkurs absolviert, geht alle drei Jahre in Auffrischungskurse. Die Kompetenzen als Rettungsschwimmer werden jedes Jahr auf Stand gebracht. Insgesamt ist so eine Qualität gegeben, die laut Hüttner alljährlich Zuwächse an Badegästen und einen wachsenden Absatz an Saisonkarten bringt. Sein besonderes Engagement gilt freilich den jungen Menschen. „Ich erlebe, wie aus Kindern Jugendliche werden, und dann Erwachsene, die selbst Kinder kriegen.“ Er nimmt das sehr ernst. „Wenn man sich mit Jugendlichen nicht auseinandersetzt, versteht man sie nicht. Dann werden die Barrieren höher.“

Früher meinte man damit das Alter zwischen 16 und der Volljährigkeit. „Heute ist das verwischter. Der große Freiraum beginnt mit elf, zwölf Jahren, wenn die Mama oder Oma nicht mehr so schaut. Wenn sie den Eltern nicht mehr so folgen. Das ist auch die Zeit, wo sie dann Alkohol und Drogen ausprobieren. Da sind die Erwachsenen gefordert“ Hüttner erinnert sich: „In meiner Jugendzeit hat man sich manchmal bei Festen betrunken. Aber heute suchen die Jugendlichen den Rauschzustand.“ Da seien große Massenfeste natürlich sehr verlockend. Für ein „gezieltes Niedersprudeln in Gruppen.“ Und manche Erwachsene profilieren sich im Kampftrinker-Modus als fragwürdige Vorbilder.

Hüttner setzt dagegen Erlebnismöglichkeiten im Bad, Sommercamps, Wettbewerbe ... Wenn er gelegentlich Jugendliche findet, die eine Nacht durchgefeiert haben, „am Zaun hängen und mit der Welt fertig sind,“ dann begreift er das als eine Angelegenheit, wo man mitunter eben dezent helfen muß.

So wird das Terrain wieder offen für die verschiedenen Bedürfnisse. Für „Frühschwimmer“, die gehen, wenn die Massen kommen. Für „Stundenschwimmer“, die bloß 20, 30 Längen machen. Für jene, die ihre Stammplätze haben und beanspruchen. „Da kann ich bei vielen, wenn sie reinkommen, schon sagen, wo die liegen.“ Für die Lebhaften und die Stillen. Jene, die Rendezvous haben. Jene, die ihre Ruhe wollen. Jene, die Bewegung und Spaß wollen. Bei Tischtennis, Volleyball, Tischtennis, Minigolf oder einem Kick ... Weißes Outfit, braune Haut, herumlehnen und fesch sein? Das ist bloß ein Klischee von einem vielseitigen Job, der einiges an Leidenschaft vertragen kann.



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